Zweimal ist keinmal

Simon ist noch ein Baby, gerade ein Jahr alt, als es geschieht. Das Kind schreit aus Leibeskräften vor Angst. Sein Vater, Friedrich, krümmt sich schützend über sein Kind, damit die Schläge nur den Mann selbst treffen – bloß nicht sein kleines Kind!

Esmeralda hat wieder völlig die Kontrolle verloren. Mit dem Besenstiel drischt sie auf ihren Mann ein. Dass sie ihr eigenes Kind treffen könnte: Zu diesem vernünftigen Gedanken scheint sie nicht mehr fähig – einmal mehr nicht. Doch dieses Mal ist es Friedrich zu viel. Jetzt zeigt er Esmeralda an.

Nun tritt unser Gewaltschutzsystem auf den Plan, und Friedrich lernt kennen, wen dieses System schützt: Notfalls die Gewalttäterin, jedenfalls jedoch die Frau.

Bevor überhaupt jemand Anzeige erhebt, wird sie zur Einrichtung „Neustart“ schickt, an und für sich eine Resozialisierungsorganisation. Dort scheint Esmeralda überzeugend aufgetreten sein, doch schwer dürfte es nicht gewesen sein. Die Sozialarbeiter haben gehört, was sie wollten, nämlich dass die gewalttätige Frau „Einsicht“ und Verantwortung übernommen hätte. Wie durch Zauberhand wird Esmeralda ein neuer Mensch sein, nachdem sie so reuig gewesen ist, meinen sie. Und wer will eine Gewalttäterin bestrafen, wenn sie ganz sicher nicht mehr zuschlägt? Einmal ist keinmal, und man wird ja doch auch an das Wohl einer Täterin denken dürfen, nicht wahr?

Der verblüffte Friedrich stellt fest, dass gegen die Frau, die auf ihn und sein Kind eingedroschen hat, nicht einmal Anzeige erhoben wird – sie wird es ja «ganz sicher nicht mehr tun». Die schlagkräftigen unter Österreichs Frauen dürfen sich freuen. „Diversion“, die rechtliche Möglichkeit der „letzten Chance“ für den Täter, einer Anklage zu entgehen, erspart der Frau den Prozess.

Doch natürlich schlägt Esmeralda weiter, wenn ihr die Laune danach steht. Sie hat ja gelernt: Konsequenzen braucht eine Prügelfrau wie sie in Österreich nicht zu fürchten. Friedrich, der zuerst dem Frieden noch getraut hatte, sieht nach einem weiteren Jahr klar und deutlich: Den Alltag mit dieser Frau erträgt er nicht mehr. Noch einmal fasst er ein Herz und schreitet zur Anzeige, in ganzen neun Punkten. „Fortgesetzte Gewalt“ ist die Straftat, für welche sie sich verantworten soll. Damit sind unter anderem die Bierflaschen, die sie ihm nachgeworfen hat, das Küchenmesser, mit dem sie auf ihn losgegangen ist, die Attacke mit dem Holzscheit nicht zu vergessen, oder der knapp danebengegangene Hammer, mit dem sie ihn möglichst schwer an den Genitalien verletzen wollte, gemeint – und natürlich die Besenstielattacke, für die sie immer noch nicht angeklagt wurde.

Doch die Farce geht weiter: Obwohl die Staatsanwältin diesmal keine Diversion mehr zulassen will, setzt sich die Richterin darüber hinweg. Über eine mehrfach gewalttätige Frau will sie nicht zu Gericht sitzen. Schon wieder bekommt Esmeralda daher die nächste „letzte Chance“. Sie erhält Diversion Nummer zwei.

Für gewalttätige Frauen wie Esmeralda gilt in Österreich also zumindest: Zweimal ist Keinmal. Wie schön für sie.

Denn nun nutzt Esmeralda das Gewaltschutzsystem und demaskiert es dabei unfreiwillig. Die Gewalttäterin zeigt, wofür das Frauenhaus benutzt werden kann. Sie sucht mit ihrem Sohn, wie heißt es immer mitleidheischend, „Unterschlupf“ im Frauenhaus. Der fassungslose Friedrich stellt fest, dass die Gewalttäterin das Gewaltschutzsystem nutzt, um ihm das Kind zu entfremden.

Jetzt erkennt Friedrich fest, wie unglaublich viele Stellen in Salzburg sich mit Gewaltschutz befassen, und erfährt die Wahrheit: Statt auf der Seite der Opfer stehen alle Organisationen und die Politik in den meisten Fällen blind auf einer Seite: Jener der Frau, auch, wenn sie gewalttätig ist.

Die Gewaltschutzstelle berät ihn klar und nachweisbar zu seinem Nachteil. Der Weiße Ring, die Jugendwohlfahrt, das Kinderschutzzentrum und wie sie alle heißen mögen, und natürlich das Frauenhaus: Sie alle konfrontiert er mit den Beweisen, dass sie eine Gewalttäterin schützen.

Doch niemand will hören. Selbst die Salzburger Landespolitik stellt sich blind und taub. Weibliche Gewalt passt nicht ins Weltbild aller Landtagsparteien. Mit dem Schutz von Frauen lässt sich politisch großartig werben. Wer jedoch gegen eine Frau vorgeht, hat Angst vor dem Gegenwind.

Daher wird Esmeralda, nach allem, was sie getan und verbrochen hat, erst einmal ein Jahr im Frauenhaus Kost und Logis geboten, und ganz besonders ein Service: Die kostenlose Entfremdung des Kindes von Vater.

Anschließend hat Esmeralda nun eine Wohnung der Stadt Salzburg gestellt bekommen, in der sie den Sohn vom Vater fernhalten kann.

Simon ist nun drei Jahre alt. An die Gewalt gegen den Vater wird er sich hoffentlich nicht erinnern können. Doch ebenso wird er sich an seinen Vater nicht erinnern können. Er wird täglich hören, wie schlecht Friedrich gewesen sein soll, das ist üblich bei Müttern wie Esmeralda, und wer weiß: Vielleicht wird Simon eines Tages seinen Vater abgrundtief hassen, denn er meint alles zu wissen, was dieser seiner Mutter angetan hat: Sie hat es ihm ja erzählt…


Männerservice-Report #261, veröffentlicht am 29. Juni 2021

Betroffene
Vater: Friedrich Maier*
Kind: Simon*, 3 Jahre alt

In der Verantwortung
Esmeralda Maier*
Salzburger Staatsanwälte und Richter
Salzburger Frauenhaus
Salzburger „Opferschutzeinrichtungen“
Salzburger Landespolitik

Ort:
Salzburg

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