Jetzt schlachten wir die Mama aus!
Tamara Jaspers geht zu keiner Frauenberatung mehr. Dort konnte ihr niemand helfen. Mit ihren Anliegen ist sie beim Männerservice besser aufgehoben. Ihr widerfährt nämlich ein Unrecht, das eigentlich für Männer erfunden wurde. Ihr Schicksal zeigt, wie unser ungerechtes Familienrecht jeden treffen kann und daher alle Menschen angeht.
Als sich Tamara von ihrem Mann Jan trennte und er die Kinder zu sich nahm, hatte er noch unterschrieben, dass er keinen Unterhalt für die Kinder will – eine verzichtbare Garantie, würde sie doch nicht halten, wenn es darauf ankäme. Wort gehalten mag Jan haben bezüglich des Unterhalts. Doch was hat er mit den Kindern gemacht? Wie so oft kann ein Elternteil zusehen, wie die Kinder aufgebracht werden – in diesem Fall gegen Tamara. Das bekommt sie zu spüren, als ihre Kinder volljährig sind:
Tochter Alina hat bereits eine Lehre abgeschlossen, doch plötzlich entschließt sie sich, eine neue, andere Lehre zu beginnen. Warum wohl? Doch nicht, weil sie dann von Tamara wieder Unterhalt verlangen kann? Tamara landet vor einer „Rechtspflegerin“ des Gerichts, welche jedoch lieber das Unrecht leidenschaftlich pflegt: Mögen viele unterhaltspflichtige Mütter Glück vor Gericht haben und wesentlich menschlicher und besser behandelt werden als Väter, so hat Tamara leider Pech mit dieser Gerichtsbediensteten, denn diese behandelt unterhaltspflichtige Väter und Mütter gleich –schlecht! Tamara fühlt sich von ihr und vom Gericht wie Zahlvieh behandelt, nicht wie ein Mensch. Diese Behandlung erinnert sie an die Zeiten, als die Unterhaltsabteilung der Jugendwohlfahrt noch mit ihr Schlitten gefahren ist. Mit der Volljährigkeit der Kinder wird sie jetzt eben vom Gericht schikaniert, es hat sich nichts geändert!
Das Ende vom Lied ist uns sattsam bekannt: Tamara wird unter das Existenzminimum gepfändet. Wer dies zum ersten Mal liest: Eine Pfändung unter das Existenzminimum ist in Österreich möglich, doch nur bei einer einzigen Sorte Mensch: Unterhaltspflichtige! Das bedeutet: Selbst Schwerverbrecher, welche ihren Opfern Schmerzensgeld oder Schadenersatz schulden, notorische Betrüger und Steuerhinterzieher in großem Stil, sie alle dürfen sich glücklicher schätzen als Österreichs Väter oder Mütter wie Tamara. Sie alle dürfen wenigstens vom Existenzminimum leben, nur Unterhaltspflichtige nicht.
Tamara wird alles weggepfändet und sie zweimal sogar von den eigenen Kindern exekutiert, bis auf 732,20 Euro pro Monat herunter. Wir meinen: Jeder Politiker, Richter, Rechtspfleger und Unterhaltseintreiber der Jugendwohlfahrt, jede und jeder Kolumnist, der so ein Unterhaltsrecht befürwortet, jeder Mensch, der vollmundig die restlose Selbstaufgabe Unterhaltspflichtiger verlangt, soll selbst ein halbes Jahr mit diesem Geld auszukommen versuchen! Wie glücklich und geläutert wären diese Menschen, wenn sie so eine Zeit überstanden hätten, wenn sie sich endlich im Diskonter wieder Lebensmittel aussuchen könnten, die nicht 50% ermässigt, weil fast abgelaufen sind, wenn sie sich endlich sogar wieder gesellschaftliche Teilhabe leisten könnten.
Denn Tamara kann das nicht mehr: Zu keinem Geburtstagsfest, zu keinem Treffen mit anderen, das in irgendeiner Form Geld kostet, will sie mehr. Armut – das ist, wenn sich Menschen die soziale Teilhabe nicht mehr leisten können. Während Tamara vor sich hin vegetiert, tun sich ihre Kinder vom Geld gütlich, das sie von ihrer Mutter pfänden ließen, statt sich vollumfänglich selbst zu erhalten, wie es ihnen besonders unter Rücksicht auf ihre Mutter zumutbar wäre, denn sie wissen: Österreichs Unterhaltsrecht ist auf ihrer Seite, blind und eifrig!
Männerservice-Report #65, veröffentlicht am 19. September 2017
Betroffene
Mutter: Tamara Jaspers *
In der Verantwortung
Kinder: Thomas* und Alina* Jaspers, volljährig
Jan Jaspers*, Vater der Kinder
Unterhaltsabteilung der Jugendwohlfahrt, MA 11, Wien
Rechtspflegerin eines Wiener Bezirksgerichts
Ort und Zeitraum:
Niederösterreich, Wien, 2014 – 2017