Ein letztes Mal den Enkel zu Weihnachten? Keine Chance!
Bernhard ist nun schon 11 Jahre alt. Was weiß er von seinem Vater Herbert, dem Mann, von dem er seit kurz nach der Geburt getrennt lebt? Er kennt nur die Geschichten, welche seine Mutter über Herbert erzählt. Er spürt nur, wie sich die Stimmung schlagartig ändert, wenn es um seinen Vater geht. Vermutlich empfindet er, wie dies ein anderes Kind einmal bedrückend geschildert hat: „Wenn ich mit der Mama über den Papa spreche, wird es auf einmal kalt im Zimmer.“
Entfremdung des Kindes, Aufhetzen gegen den Vater: Es geschieht subtil. Manche Mutter sorgt einfach nur, dass ein Kind sich unwohl fühlt, wenn es um den Vater geht, ja, und manche Mutter ist stolz auf ihr Kind, belohnt es sogar, wenn das Kind ihr den größten „Liebesbeweis“ bringt, den sie sich von ihm wünscht: Seinen Vater abzulehnen.
In diesem frostigen Klima lebt Bernhard, seit er denken kann. Trotzdem hat es Herbert unter übermenschlichen Anstrengungen geschafft, Kontakt zu Bernhard aufzubauen und zu halten. Nur über Besuchsbegleitung und gegen massive Widerstände von Bernhards Mutter und einer Richterin, von er stets das Gefühl hatte, sie ist von vorneherein gegen ihn und auf der Seite der Mutter, konnte er erreichen, dass er seit 2011 Bernhard wenigstens im sogenannten „Besuchscafé“ sehen kann – nach 750 km Anreise und oft erlebten Schikanen.
Doch Bernhard steht unter Druck der Mutter. Experten nennen dies „Loyalitätskonflikt“. Aus diesem Grund gibt er an, keinen zusätzliche Kontakt, keine Zeiten außerhalb des Besuchscafés zu wünschen – um den Wunsch seiner Mutter zu erfüllen.
Daher haben Herberts Eltern ihren Enkel seit seinem Säuglingsalter nicht mehr gesehen. Eine Hoffnung hatten sie, bis letzte Weihnachten, noch: Ihren Enkel wenigstens ein einziges Mal noch zum Frohen Fest zu sehen. Jedes Jahr könnte das letzte gewesen sein.
Doch die Hoffnung der väterlichen Verwandten kann bei so einer Republik und so einer Mutter leider nur durch einen Antrag an das Gericht zum Ausdruck kommen. Die Reaktion von Bernhards Mutter und der Richterin darauf ist menschlich, einmal mehr, tief enttäuschend.
Auch Weihnachten 2016 wird für die Familie Nertz ohne Bernhard stattfinden. Es bleibt nur die bescheidene Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Männerservice-Report #26, veröffentlicht am 20. Dezember 2016
Betroffene
Vater: Herbert Nertz*
Kind: Bernhard, Jahrgang 2005
Großvater: Albert Nertz, an die 90 Jahre
Großmutter: Inge Nertz, an die 80 Jahre
In der Verantwortung
Mutter des Kindes
Bezirksgericht Schwechat
Österreichs Familienpolitik
Ort und Zeitraum:
Vorarlberg, Niederösterreich, seit 2006 bis heute
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