Zur Ruhe kommen
Zaghaft, noch wackelig, selbst darüber staunend über das unbekannte, aufregende Gefühl, das ihm neu ist, wie so Vieles, das er täglich entdeckt, setzt der kleine Clemens* einen unsicheren, doch stets mutiger werdenden Schritt nach dem anderen – die ersten Schritte seines Lebens.
Wankend, tapfer, mit ausgestreckten Armen, hochbeschäftigt mit allen seinen Sinnen, taumelt der Kleine, Sicherheit in dieser schwankenden Welt suchend, auf den Menschen zu, mit dem ihn die innigste Beziehung verbindet: Seinen Vater Arthur*.
Während der junge Vater fast schmilzt in seiner Verzückung, dürfte ihm entgangen sein, wie kalt der Hauch in seinem Nacken wird. Clemens’ Mutter, Heidi* spürt wieder diesen Stich in ihrem Herzen: «Verliert» sie einen Menschen, eine Beziehung, die sie sich ganz alleine sichern wollte, schon wieder?
Die meiste Zeit hat sich Arthur um seinen Sohn gekümmert. Daher ist die Beziehung der beiden so tief und innig. Was wird in Heidi dabei vorgegangen sein? Aus ihrem jetzigen Verhalten schließen wir: Sie wird besitzergreifende Eifersucht gefühlt haben.
Wenn ein Elternteil den Kontakt zum anderen Elternteil sabotiert und verweigert, dann hat es ein klares Ziel: Es will die Beziehung zwischen Vater und Kind zerstören.
Das ist schwere Gewalt, eine Gewalt jedoch, welche die Republik Österreich auf viele Wege tatkräftig unterstützt. Wie? Ziehen Sie aus diesem Ablauf Ihre Schlüsse:
Am Mittwoch fällt Heidi Arthur um den Hals und küsst ihn innigst. Am Donnerstag zieht sie aus und nimmt Clemens mit. Erst nachher stellt Arthur fest: Die Trennung war bereits vor dem letzten Kuss perfekt geplant, Unterhalt und Sozialleistungen ausgerechnet, Heidis neue Bleibe bezugsfertig, wo auch immer diese sein mag.
Arthur versucht verzweifelt, Heidi zu erreichen. Sein Sohn fehlt ihm so sehr, er will ihn sehen. Wir können uns gar nicht erst vorstellen, wie tief der Schock, das Trauma für den kleinen Clemens ist.
Jeder Tag ist verlorene Zeit, besonders bei einem so kleinen Kind. Die Vater-Kind-Beziehung wird Tag für Tag in kleinen Stücken abgetragen. Bald ist nichts mehr da.
So sieht Arthur nur mehr eine Möglichkeit, seinen Sohn zu sehen. Vertrauensvoll wendet er sich an das Gericht, bittet um Kontaktrecht. Jetzt sollte Heidi einen Grund liefern, wenn sie den Kontakt weiter vereiteln will.
Heidis Begründungen scheinen einmal mehr gut vorbereitet. Sie schreibt an das Gericht auf eine Weise, mit einer Wortwahl, die nicht von Heidi stammen kann. Professionell ist die Art, wie dem Mann mit keiner einzigen Silbe nur die Nähe einer Straftat vorgeworfen wird, und doch alles Erdenkliche in den Raum gestellt wird.
Heidi, oder besser ihre professionellen Helfer, wissen: Am besten wirken Beschuldigungen, die nie konkret werden. Wenn Heidi «ich fühle mich so belastet» sagt, hat sie Arthur nicht beschuldigt. Das ist ja auch gar nicht notwendig. Für die Meisten ist sofort klar: Arthur ist es, der Heidi belastet haben soll. Die Beschuldigung geschieht in den Köpfen. Beschuldigungsprofis im Familienrecht und Gewaltschutz spielen auf der Tastatur der Vorurteile, welche Menschen gegen den Mann haben.
So wird es einfach, Arthur stets mit dem Rücken an die Wand zu pressen:
«Ich muss / wir müssen zur Ruhe kommen». Landauf, landab wird dieser Satz von unterschiedlichsten Personen immer und immer wieder neu bemüht, mit immer demselben Ziel: Erst einmal soll der Vater die Kinder nicht sehen. Ja, und wer war wohl der Unruhestifter, vor dem es zur Ruhe zu kommen gilt? Der Film ihn Ihrem Kopf sollte jetzt ablaufen, so will es die Unterstellung, die unermüdlich fortgeführt wird:
«Ich habe meine Ängste» – geradezu prächtig: Kein Vorwurf, und doch: Sehen Sie ihn schon vor sich, Arthur oder die vielen anderen Männer, mit geballter Faust?
Richter Damir Freddos* Vorstellungskraft ist jedenfalls ebenso groß wie seine Vorurteile offenbar sind. Als er sich Arthurs Antrag auf Kontaktrecht, die kategorische Verweigerung Heidis und ihre diffusen Halbbeschuldigungen ansieht, stellt er selbstsicher fest: «Da war was!»
Im Grunde war dies bereits das Urteil. Erst einmal macht der Richter nämlich gar nichts, verkündet er. Damit erfüllt er, was Heidi wünscht. Arthur und Clemens sehen sich nicht. Die Entfremdung schreitet voran, wunschgemäß für Heidi und leider wohl auch für diesen Richter.
Arthur wird nicht einmal mehr gehört. Selbst ein Termin zum Amtstag wird ihm vom Gericht einfach verweigert, ohne Angabe von Gründen. Er darf also nicht einmal bei irgend jemand Anderen am Gericht vorsprechen.
Arthur wird es schwer haben, wie jeder Vater in dieser Lage. Wir legen mit ihm zwei Strategien aus. Es mag scheinen, dass sich dieser Vater jetzt aus zwei Wasserfällen einen aussuchen kann, den er hinaufschwimmen soll, wenn wir ihm erzählen, wie mühselig und schwer es werden wird. Hoffnung können wir ihm wiederum mit anderen Erfahrungen aus einem anderen Teil unserer zahlreichen Erlebnisse geben. Eine Wende kann schnell geschehen, zum Guten wie zum Schlechten.
Männerservice-Report #263, veröffentlicht am 13. Juli 2021
Betroffene
Vater: Arthur Konrad*
Kind: Clemens*, eineinhalb Jahre alt
väterliche Verwandte
In der Verantwortung
Heidi* Mutter des Kindes
Damir Freddo*, Richter an einem Wiener Bezirksgericht
Wiener Frauenberatungen
Ort:
Wien