Weltumspannend

John Gallagher* steht seit Jahren mit uns in Kontakt. Er bestätigt uns wiederholt und eindrücklich, wie das Unrecht im familiären Bereich den ganzen Erdball umspannt und bis zum von uns aus gesehen entferntesten Ende dieses Planeten reicht.

Viele Betroffene leiten die Beschreibung der Missstände mit «bei uns in Österreich» ein, ähnlich ist die Kritik in unseren eigenen Reports oftmals zu lesen. Doch hierzu stellen wir klar: Ja, bei uns in Österreich bestehen diese Missstände- -doch ebenso in zahlreichen Ländern dieser Welt. Hier herrschen keine österreichischen, keine europäischen, sondern kulturelle Missstände, geboren aus identischen pauschalen Vorurteilen in zahllosen Ländern dieser Erde.

Johns Töchter sind Zwillinge, im Alter von 25 Jahren. Samantha* sieht ihren Vater mindestens dreimal in der Woche. Sie pflegt ein liebevolles, herzliches Verhältnis zu John und schenkt ihm damit das Schönste auf der Welt: Eine intakte, familiäre Beziehung.

Doch, als ob ein Stachel in seinem Herzen steckte, der bei jeder falschen Bewegung schmerzte, wird John allzu oft bewusst: Seine Tochter Roberta* lehnt ihn mit jeder Faser ihres Körpers ab. Elf Jahre liegt der fürchterliche Tag nunmehr in der Vergangenheit, als die 14-jährige von einem Tag auf den anderen ihren Vater nicht mehr sehen wollte.

Nicht einmal Spuren von Vorzeichen seien für ihn erkennbar gewesen, meint John. An das letzte gemeinsame Wochenende erinnert sich John kaum, nichts hatte sich von den bisherigen, gemeinsamen Zeiten abgehoben – und im ersten Moment war John im festen Glauben, dass Robertas Ablehnung nur kurz und vorübergehend wäre. Erst über viele Monate und Jahre ist aus der Hoffnung darüber, dass Roberta wieder zu ihrem Vater finden würde, die traurige Befürchtung geworden, dass dieser graue Schleier über Johns Leben nie mehr gelüftet werden könnte.

John will nicht, kann nicht den Glauben verlieren, dass Roberta sich eines Tages wieder ihrem Vater öffnen würde.

Selbst der Tag, als er, gemeinsam mit Samantha in der Stadt unterwegs, zufällig auf Roberta gestoßen ist und die schauderhaften Ausmaße der Entfremdung seines Kindes zu erleben hatte, wird die Hoffnung nicht erlöschen lassen können: Da stand seine eigene, entfremdete Tochter nun also vor ihrem Vater, und bevor er ihr in die Augen sehen konnte, bedeckte sie mit ihren Händen panisch ihr Gesicht und suchte fluchtartig das Weite –   vor ihrem traurigen, sprachlosen Vater und ihrer Schwester, der kein tröstendes Wort mehr einfallen konnte.

Solange unsere Gesellschaft Müttern wie Rose* einen Freibrief erstellt, zu nicht mehr und nicht weniger als brutaler seelischer Gewalt, wird weiterhin unnötiges, vermeidbares Leid diesen Erdball umspannen und seelisch würgen. Seien Sie Teil einer neuen Aufgeschlossenheit und Mitmenschlichkeit, welche jeder Beziehungsgewalt, besonders den bagatellisierten darunter wie Kontaktverweigerung und Elternentfremdung, endlich Grenzen setzt!


Männerservice-Report #276, veröffentlicht am 12. Oktober 2021

Betroffene
Vater: John Gallagher*
Töchter, Zwillinge: Samantha* und Roberta*, 25 Jahre alt
väterliche Verwandte

In der Verantwortung
Rose*, Mutter der Kinder
Australisches Familienrecht

Ort und Zeitraum:
Wollongong (Nähe Sydney), Australien, seit 2010

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