Unerwünschte Einblicke

Bis vor einem Jahr habe «alles gepasst», so berichtet Samuel Wüstädter*: Sein Sohn Leander ist ein Kleinkind gewesen, als sich seine Eltern getrennt hatten, doch sein Vater und er konnten sich häufig und ohne Schwierigkeiten sehen. Seit die Mutter des Kindes, Dora*, jedoch mit Hubert* zusammen ist, erlebt Samuel nur mehr, wie er meint, «Streit und Abspaltung».

Nun jedoch trifft diesen Vater die nächste Hiobsbotschaft wie ein Donnerschlag: Dora zieht um, mit Hubert und all ihren Sachen – der kleine Leander scheint als eine davon zu gelten – weit weg von Samuel. Eine halbe Tagesreise ist Leander plötzlich von seinem Vater entfernt.

«Sein Ein und Alles» sei sein Sohn, klagt Samuel. Nun sieht er ihn kaum mehr, und wenn, dann hat er vorher Doras neue Streitsucht zu ertragen, bis endlich eine Zeit vereinbart worden ist – oder er hat Huberts Drohnachrichten zu verdauen, der sich jetzt aktiv und destruktiv einbringt, wo er wahrlich niemandem fehlen würde.

Jetzt erfährt dieser Vater nicht mehr, wie es seinem Kind geht, erhält keine Antworten mehr, nur ein Brief, seinen Sohn betreffend, trifft ein: Im Auftrag der Mutter verlangt ein «Jugendamt» schroff höhere Unterhaltszahlungen, einfach weil von ihm mehr zu holen sei.

Wir verstehen Samuel gut, wenn er seine Angst äußert, alles zu verlieren – und mit alles meint er, was ihm alles bedeutet: Die Beziehung zu seinem geliebten Kind.

Was kann Samuel unternehmen? In diesem Familien-Unrecht gilt es nun einmal, zuerst aufzuklären, welche Rechte Vater und Kind nicht haben:

Dass Dora ihr Kind überall in Österreich verziehen kann, ohne dass der Vater eine Einspruchsmöglichkeit hat, egal ob bei «Gemeinsamer Obsorge» oder der «alleinigen», dass es allein seine Sorge bleibt, wie in aller Welt er dann überhaupt für einen kurzen Kontakt zu seinem Kind gelangt, dass es irrelevant ist, ob dem Kind der Vater fehlt, oder ob das Kind wirklich weg von seinen Schulfreunden in die Einöde ziehen will oder unter bitteren Tränen bei der Mutter protestierend einfach dorthin verfrachtet wird: All das sind gut verteilte Sorgen, und zwar so:

Dora darf an alle anderen, nämlich Vater, Kind und den Verwandten väterlicherseits, großzügig Sorgen und Kummer verteilen – und die dürfen dann ihre Probleme behalten, die ihnen die Mutter nach Belieben verschaffen darf und welche sich die Republik Österreich bestmöglichst weigert, zu lösen oder auch nur dabei zu helfen.

Und doch gilt es, die oftmals widerstrebende Justiz, trotz der gegen Väter gerichteten Gesetzgebung dieser Politik, in die Pflicht zu nehmen. Wir erläutern Samuel, wie er mit einem Kontaktrechtsantrag wenigstens Zeit und Raum für sich und sein Kind schaffen kann, ohne dass er sich die Streitigkeiten mit Dora und Hubert anzutun hat, doch wir erklären ebenfalls, dass so ein Verfahren ein Spießrutenlauf ist, den es durchzustehen gälte.

Allerdings sehen wir es sinnvoll, den direkten Abmachungen mit der Mutter eine Chance zu geben, noch einmal, und nicht zu lange, um keine wertvolle Zeit zu verlieren und Entfremdung zu riskieren.

Bald hat Samuel tatsächlich ein Verfahren bereits angestrengt, weil er keine Chance auf Einigung sieht. Er bestätigt unsere Prognosen über den ersten Verlauf des Verfahrens, und er findet sehr treffende Worte:

Das Gefühl, er sei in diesem Familien-Unrecht nur da, um einerseits finanziell ausgenommen, andererseits mit den Nöten seines Kindes und seiner selbst nicht einmal ernst genommen zu werden, dieses Gefühl deckt sich mit jenem vieler Väter und deren Verwandten.

Er beschreibt, er habe «Einblicke in eine Welt» bekommen «die ich mir gehofft hätte, zu ersparen».

Sicher, diese Einblicke wollen wir jedem am eigenen Leib ersparen. Damit wir diesem Ziel näher kommen können, ist es wichtig, allen Menschen, die nicht betroffen sind, solche Einblicke in die Abgründe, welche für so viele andere aufgerissen werden, zu vermitteln, denn stets ist Aufklärung der Beginn für einen Wandel zur Gerechtigkeit.


Männerservice-Report #388, veröffentlicht am 28. November 2023

Betroffene
Samuel Wüstädter*
Sohn Leander*, 8 Jahre
väterliche Verwandte

In der Verantwortung
Dora*, Leanders Mutter
Hubert*, Doras Partner
österreichisches Familien-Unrecht

Ort und Zeitraum:
Ostösterreich, Sommer 2023

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