Sie oder wir!

«Wir wollen nicht zu Dir, Papa! – solange Heidi* bei Dir wohnt!» Xaver Beiler* erbleicht, als er aus dem Mund seiner Tochter Cornelia* diese Weigerung hört. Noch immer versteht er nicht, was denn in den letzten Monaten geschehen ist. Als er von den Kindern erfahren möchte, was denn auf einmal los sei, was sie denn plötzlich gegen Heidi hätten, was in aller Welt geschehen sei, erntet er betretenes, geradezu ratlos scheinendes Schweigen.

Seit vielen Jahren kennen die Kinder seine Partnerin Heidi, haben sich stets mit ihr gut verstanden und sich auf die Zeit mit ihm und Heidi gefreut. Xaver versucht, sich zu erinnern, wann denn zum ersten Mal Unbehagen spürbar gewesen sein könnte. Er zermartet sich den Kopf, er fragt, ob Heidi sich an irgendwelche erkennbaren Anzeichen erinnern kann, allerdings lässt sich bei allem Bemühen nichts finden.

Doch Xaver schwant allmählich, warum er und Heidi niemals Anzeichen wahrgenommen haben. Die Ablehnung gegenüber Heidi dürfte nicht in den gemeinsamen Zeiten beim Vater gekeimt und gereift sein, sondern in der Ferne: Bei der Mutter der Kinder, Herlinde*.

Diese nämlich ist um zahlreiche Begründungen nicht verlegen, warum die Kinder Heidi so unvermutet ablehnen. So oft Väter falschen Vorwürfen ausgesetzt sind, dieses Mal dürfte eine Partnerin von Falschbeschuldigungen betroffen sein. Doch die Ereignisse, welche Herlinde beflissen und mit dramatischem Ausdruck schildert, können so nicht stattgefunden haben, so ist sich Xaver sicher.

Wir vermuten, dass Xaver zu recht argwöhnt: Herlinde hat seit langem gegen Heidi gehetzt. Geduldig, subtil und stückweise, auf eine perfide Weise geschickt und daher besonders niederträchtig dürfte sie vorgegangen sein.

Nun will Xaver wissen, was er unternehmen kann. Irgend jemand solle sich ein Bild von dieser Hetze verschaffen. Dieser Jemand solle dann, so stellt sich Xaver vor, behutsam Herlinde erklären, dass nicht gut sei, was sie hier treibt, und die Kinder von der irrationalen Abneigung vor Heidi befreien.

Wir finden: Xaver ist nett und lieb  – und zum Scheitern verurteilt, wenn er sich von solchen Vorstellungen nicht verabschiedet.

Weder ein Gericht noch eine Familiengerichtshilfe würden einen Finger in die gewünschte Richtung krümmen – nicht nur aus Desinteresse. Selbst wenn sich eine Behörde so bemühte, wüsste sie: Wenn ein Elternteil so zerstörerisch vorgeht, ist das für einen Außenstehenden zu wenig greifbar, und durch gutes Zureden würde sich jemand, der schon so lange mit beharrlicher, böser Absicht vorgeht, nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Herlinde würde abstreiten, darüber hinwegtäuschen, abwiegeln und sich letztlich selbst tief verletzt geben ob der Konfrontation mit ihrem Handeln.

Der Einzige, der Herlindes Treiben nicht so einfach zulassen könnte, wäre Xaver. Doch solange er sich von ihr mit halbherzigen Freundlichkeiten einlullen lässt, wohl wissend, dass genau diese Frau, mit der er gezwungene, oberflächliche Höflichkeiten austauscht, entweder seine Partnerschaft, seine Beziehung zu den Kindern oder beides zu zerstören gewillt ist, so lange gibt er ihr die Absolution. Erst wenn er vor den Behörden versucht, beweisbar oder zumindest glaubhaft zu machen, welche seelische Gewalt die Mutter der Kinder ausübt, wäre eine treibende Kraft präsent, welche das Doppelspiel Herlindes aufdeckt und eine Chance aufleben ließe, diese Sabotage um Xavers liebste Menschen herum zu beenden.

Wie zeigen Xaver Möglichkeiten, doch er ist noch nicht so weit. Dass die Situation um Herlinde zu «heikel» sei, diese Wortwahl ist ein schlechtes Zeichen. Xaver legt zu viel Wert auf die falschen Freundlichkeiten, die er «Gesprächsbasis» nennt, welche letztlich weder ihm noch den Kindern nützt, wenn Herlinde gleich nach dem Umdrehen mit erkaltetem Lächeln im Hintergrund weiter ihr bösartiges Spiel treibt.

Xaver hat uns genau verstanden, er hat doch selbst durchschaut, was hier geschieht. Wird er die Kraft finden, eine Kehrtwende einzuleiten?


Männerservice-Report #307, veröffentlicht am 17. Mai 2022

Betroffene
Vater: Xaver Beiler*
Kinder: Alexander*, 11 Jahre, und Cornelia*, 8 Jahre
Heidi Neff*, Xavers Lebensgefährtin

In der Verantwortung
Herlinde Beiler* Mutter der Kinder
ein österreichisches Bezirksgericht und deren Familiengerichtshilfe

Ort und Zeitraum:
Österreich, Januar 2022

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