Schlittenfahrt, Endstation!

Walter Rangger* wirkt gutmütig. Wohl deshalb wurde so richtig kräftig mit ihm Schlitten gefahren in den letzten Monaten:

Seit Sabine* sich und damit, wie es in Österreich üblich ist, automatisch die Kinder vom Vater getrennt hat, darf er seine Kinder zwar sehen, doch niemals ohne Mutter. Diese wiederum bewacht alles, was der Vater mit den Kindern unternimmt, mit Argusaugen, und um einen ungefragten Ratschlag ist sie nie verlegen.

Wenn es um das Geld geht, hat Sabine zudem klare Vorstellungen: Sie verlangt von Walter, er solle ihr den Familienbonus, den er verdient und auf den sie kein Anrecht hat, stets überweisen, und was Unterhalt betrifft, liegen ihre Vorstellungen so hoch, dass einmal mehr zutage tritt: Für die Kinder allein können diese Summen, ein Stück über 1100 Euro inklusive Familienbeihilfe, nicht sein, und was Walter zum Leben bleibt, interessiert Sabine ebenso wenig wie Österreichs Unterhaltsrecht.

Da sitzt er jetzt, bildlich gesprochen auf dem Schlitten, den andere mit ihm fahren, und weiß: So will er nicht weitermachen! Eines Tages will er seine Kinder ohne Schikane und Kommandorufe sehen, und mit dieser Unterhaltsbelastung kann er sich selbst nicht annähernd leisten, was Sabine davon für sich abzweigen kann.

Ein guter Freund vermittelt ihn zum Männerservice, und Walter scheint zu gefallen, dass endlich jemand nicht empfiehlt, sich jedes Unrecht dankend und mit Hüftknick bieten zu lassen. Doch wie so oft bei Vätern, deren Kinder noch sehr klein sind, zeigen wir Walter zwar auf, wo seine rechtlichen Möglichkeiten liegen – doch wir legen ebenso nahe, noch nicht zu sehr auf diese Möglichkeiten zu pochen, sondern trotz aller Schikanen und Demütigungen die Beziehung zu den Kindern erst einmal zu festigen, zugleich stets wachsam den Punkt zu suchen, an dem es gilt, eine Grenze zu ziehen.

Die erste Grenze ist erreicht, als Sabine schon wieder eine Unterhaltserhöhung will. Natürlich darf sie kostenlos eine, durchaus forsche, Mitarbeiterin der Unterhaltseintreiber-Abteilung im «Jugendamt» Bludenz, Sophie Nägele*, kostenlos die Arbeit dafür leisten lassen, damit Sabine mehr Geld bekommt.

Sophie Nägele spult das übliche Einschüchterungsprogramm an Walter ab:
Erstens habe sie einen höheren Unterhalt ausgerechnet, der sei einfach so, «gesetzlich»,
zweitens solle er jetzt sofort unterschreiben, denn sonst ginge es zackig vor Gericht (hoffend, dass der Vater bei der Vorstellung des hochwürdigen Richters und der zwölf vorwurfsvoll blickenden Geschworenen erschauert),
drittens hätte er dann noch die ganzen Gerichtkosten zu tragen (worauf der Vater wohl schlotternd die zehntausende Euro für Richter, Anwälte und hohe Geldstrafen fürchten soll).

Leider, Frau Nägele, hat der Männerservice Walter diese Drohungen bereits Wort für Wort prophezeit und erklärt, wie wenig dahinter ist. Noch ist Walter vorsichtig und ausgesucht höflich, aus Respekt vor der forschen Amtsträgerin. Doch der erste Weg führt ihn zum Männerservice, der Kugelschreiber zur Unterschrift ist liegen geblieben, vor dem stechenden Blick der Jugendamts-Mitarbeiterin.

Wir beziffern ihm detaillierte Möglichkeiten, Unkosten, die er beruflich bedingt zu tragen hat, aus der Unterhaltsbemessung heraus zu nehmen, und stellen klar: Der dadurch erzielte, niederere Unterhalt ist rechtens. Warum auch soll er Prozente von einer Summe zahlen, die er gar nicht hat, sondern für die Berufsausübung auszugeben gezwungen ist? Doch wir ahnen schon, dass ein Jugendamt geltendes Recht abstreiten wird.

Tatsächlich, Sophie Nägele liest die Auflistung des Männerservice, und streitet eisern alles ab. Ihre Berechnung sei richtig, basta.

Wir merken Walter an: Es hat Überwindung benötigt, im Jugendamt einfach aufzustehen und zu gehen, trotz der Einschüchterungen von Sophie Nägele. «Jetzt also geht es zu Gericht…», beschleicht ihn ein banges Gefühl.

Walter bittet uns um Vorbereitung für den Verhandlungstermin. Unser Tipp hat eine einfache Quintessenz: Oftmals versuchen Rechtspfleger bei Gericht, den Vätern ihre berechtigten Anträge auszureden. Er soll einfach trocken klarstellen, dass er alle Anträge aufrecht hält, dann hätte selbst der unwilligste Gerichtsbedienstete keine Chance.

Der betreffende Rechtspfleger jedoch ist einfach nur korrekt, er setzt keinen Druck auf. Nur Sophie Nägele will und will einfach nicht akzeptieren, dass unsere Absetzbeträge rechtens sind.

So kassiert die Jugendamtsmitarbeiterin eine krachende Niederlage. Hätte sie doch gleich die Rechnung des Männerservice akzeptiert, statt auf überhöhten, widerrechtlichen Forderungen zu bestehen! Sophie Nägele verlässt wütend und grußlos das Gericht und wird sich wohl zornig auf den nächsten Akt gestürzt haben.

Walter wird sich bewusst: Jetzt ist das Schlittenfahren vorbei! Wiewohl er stets freundlich und dialogbereit bleibt, zieht er ab jetzt eine Grenze. Wir stehen ihm weiter bei, denn in diesem menschenunwürdigen Familienrecht wird es Rückschläge geben.

Noch während des Verfassens dieses Reports sendet uns Walter Rangger schmunzelnd die Rechnung über die Gerichtskosten, die ihm Sophie Nägele so angsteinflößend fürchten lehren wollte: Sie betragen ganze 13 Euro.


Männerservice-Report #224, veröffentlicht am 13. Oktober 2020

Betroffene
Vater: Walter Rangger*
Kinder: Peter*, 4 Jahre, und Stefan*, 3 Jahre

In der Verantwortung
Sabine* Mutter der Kinder
Sophie Nägele*, Vorarlberger Jugendwohlfahrt, BH Bludenz («Jugendamt»)

Ort und Zeitraum:
Vorarlberg, Juni 2020

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