Nüchterne Worte

Reiner Vitztum* weiß einfach nicht, wo ihm der Kopf steht. Auf einmal will seine Frau, Helene*, die Scheidung. Gleich, als sie ihrem Mann eröffnet hat, dass die gemeinsame Familie am Ende ist, wird Helene konkret. Sie hat sich längst klare Vorstellungen zurecht gelegt, doch während sie spricht, kann sich Reiner noch gar nicht vorstellen, was alles auf ihn und die Kinder zukommen soll. Wann und wie wird er seine Kinder zukünftig sehen? Wo soll er leben und wie es sich leisten? Und von welchen Unterhaltsformen spricht seine Noch-Ehefrau, gibt es denn mehrere?

Dieser Mann meldet sich früh genug bei uns. So können wir erst einmal sortieren, nicht nur, was alles jetzt zu regeln ist, sondern den Schwerpunkt darauf zu legen, das augenblicklich Wichtigere vom weniger Wichtigen zu unterscheiden.

Kindesunterhalt soll geregelt werden, durchaus, doch darauf soll Reiner jetzt keinen Schwerpunkt legen, der ist nämlich keine Verhandlungssache. Wir zeigen, wie viel Helene wirklich verlangen darf und wo die Grenzen sind. Der Hase liegt woanders im Pfeffer.

In der «Obsorge» jedenfalls nicht. So sehr Medien, Politiker und Soll-Experten, nämlich deshalb mit «Soll», weil diese es an sich besser wissen sollten, sich auf die Wichtigkeit des Wortes einschießen mögen: Der Kampf um dieses hohle Pseudorecht verschwendet die Kräfte für anderes, Zukunftswichtiges. Ein guter, regelmäßiger Kontakt zu den Kindern ist das realistische und wirklich wichtige Ziel, wenn möglich, jetzt schon mit guter Kontaktregelung, andernfalls eben später oder sogar parallel in einem separaten Verfahren.

Reiner bedankt sich schon einmal für die «nüchternen Worte». Wichtig ist uns, dass Betroffenen erst einmal klar wird, was alles nicht zu erreichen ist, womit keine Energie zu verschwenden ist. Die rechtliche Lage für Väter ist skandalös, umso mehr, dass ihnen dies nie erklärt wurde, weder von Medien, Politikern, noch von öffentlichen Beratern.

Die nächsten Berater und Soll-Experten, im Netz und Analog, schüren zugleich Ängste und Begehren in Helene, nämlich nach Ehegattenunterhalt. Nur unabhängige Stellen wie der Männerservice legen Reiner dar, was er daraufhin selbst Helene erklären kann: Bei Ehegattenunterhalt ist nur sicher, dass Reiner einen Teil seiner Existenzgrundlage verliert. Möglicherweise gewinnt Helene gar nichts durch Ehegattenunterhalt, der einzige Gewinner ist die öffentliche Hand – genau jene, welche Helene dazu beraten will, die Kosten von Land und Bund auf Reiner abzuwälzen.

Der Männerservice bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Wird Reiner das Wissen nutzen können, das wir ihm vermitteln? Wochen vergehen….

«Tausendmal Dank» können wir von einem erleichterten Reiner vernehmen! Wir durften Reiner helfen, eine einvernehmliche Scheidung zu erreichen, welche alle Seiten leben lässt – genau so, wie es die Beratungen von Land und Bund vermeiden wollten.

Ein Wermutstropfen und ein Warnsignal für die Zukunft bleibt leider: Reiner würde gerne in die Nähe von Helenes jetzigem Wohnort ziehen, um öfter, flexibler Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Nun zeigt sich, warum dieser Vater die Mutter seine Kinder bereits als besitzergreifend beschrieben hat: Sollte Reiner in ihrer Nähe wohnen, so kündigt Helene an, mit den Kindern wegzuziehen. Reiner bleibt auf der Hut, wir helfen, falls Kontaktverweigerung droht.


Männerservice-Report #259, veröffentlicht am 15. Juni 2021

Betroffene
Reiner Vitztum*
Annabella*, 9 Jahre, Marie-Christine*, 8 Jahre

In der Verantwortung
Helene Vitztum*
österreichisches Familienrecht
Trennungs-, Scheidungs- und Frauenberatungen von Ländern und Bund

Ort und Zeitraum:
Wien, Mai 2021

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