Meine beste Rechtsberaterin

Wir hüten uns stets davor, dass jemand uns als „Rechtsberatung“ bezeichnet, wir selbst sehen uns ohnehin nicht in dieser Funktion. Der Männerservice unterstützt durch Hilfe zur Selbsthilfe, ebenso als Orientierung, um sich zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle zu wenden- ob an Ämter, Gerichte oder eben auch an geeignete Anwälte.

Wer als Unabhängiger „Rechtsberatung“ anbietet, wird ohnehin sofort von der Anwaltskammer verklagt. Diese Interessensvertretung will nämlich nur das Beste für ihre Klienten, und das können ihnen nur die zugelassenen Rechtsanwälte bieten, so die Kammer, welche diesen Uneigennutz, ohne jeden Hintergedanken geschäftlicher Interessen, durchaus beherzt und fürsorglich betonen mag.

Möglicherweise wird die Anwaltskammer angesichts dieses Reports aufschrecken. Leopold Wanner nämlich hat eine geradezu erstklassige Beraterin, ganz ohne Anwaltslizenz!

Leopold* hatte nie das Glück, mit seiner Tochter Olivia* zusammen zu leben, und doch bemüht er sich sehr um eine erfüllende Beziehung mit seiner  Tochter. Wenn er auch mehr Zeit verbringen will mit ihr, als deren Mutter das zulässt, so sieht er sie oft, unternimmt viel mit ihr und zeigt sogar noch stets sichtbare ausgesuchte Höflichkeit zu deren Mutter, Nadja* – auch wenn diese selbst Höflichkeit oft sehr vermissen lässt, wie wir im Schriftverkehr nachlesen können, wenn es darum geht, wann der Vater wieder einmal sein Kind nicht sehen dürfe, welche mütterliche Vorschriften er zu erfüllen habe, oder natürlich welche zusätzliche Summen sie von ihm erwarte.

Im Sommer jedoch war Nadja sehr freundlich gesinnt: Wie es ihm denn gehe, erkundigt sie sich gut gelaunt, dann lässt sie Leopold von sich erzählen, hört aufmerksam zu und freut sich mit ihm, als er bald auf schöne Momente mit Olivia kommt. Ja, Olivia habe es toll gehabt zuletzt bei ihrem Vater, freut sich Nadja, und Leopold wärmt es das Herz, dass er endlich das Gefühl hat: Nadja freut sich mit ihrer Tochter über die schöne Zeit bei Vater. Ach, kommt Nadja gerade in den Sinn: Ob denn Olivia auch bei ihm schon so freudig vor sich hin getanzt habe?

Liebe Leserinnen und Leser, hier wollen wir den weiteren Verlauf des Gesprächs etwas abkürzen. Nachdem sich nämlich Leopold wohl zu fühlen begonnen hatte, lenkte Nadja das Gespräch auf die Freude ihrer Tochter am Tanzen, und da fiel ihr wie zufällig ein: Das Kind wünsche sich so sehr einen Ballettunterricht. Ja, und Nada könne sie nur anmelden, wenn Leopold den Unterricht bezahle, natürlich. Der Vater erbittet sich Bedenkzeit.

Nun ist es so, dass Leopold monatlich deutlich mehr Unterhalt für seine Tochter bezahlt, als der statistische Bedarf eines Kindes ausmacht. Zugleich lehnt es Nadja kategorisch ab, dass Olivia hochwertiger, gesünder ernährt wird, von Leopolds Geld, denn der ist sicher, seine Tochter erhielte nur billiges, ungesundes Essen bei der Mutter. Dieser Vater ist sich sicher: Die Mutter streicht einen Teil des Geldes für sich ein und spart bei seiner Tochter.

Dass er für sein Kind freiwillig Zusatzversicherungen bezahlt, die ihm nicht angerechnet werden, lässt Sie, so hoffen wir, endgültig verstehen, warum Leopold zögert, wenn er jetzt noch einmal zusätzliche Kosten tragen soll.

Doch wenigstens bittet Nadja dieses Mal freundlich. Als sie im Frühling Nachhilfekosten gefordert hatte, war ihr Ton nach barsch gewesen. Im Gegensatz dazu hatte sie letzten Winter wiederum mit ausgesucht höflichen Worten um einen Beitrag zur Schiausrüstung der Tochter gebeten.

Dieses Mal jedoch will Leopold, dass Nadja den Ballettunterricht wenigstens von dem Geld bezahlt, das sie aus seinen regelmäßigen Zahlungen übrig haben sollte. Doch wie soll er dieses „Nein“ näherbringen? Er weiß doch, wie wütend sie werden kann! Noch während er zögert, vibriert sein Telefon: Kurz und bündig teilt ihm Nadja mit, dass Olivia eine Zahnspange angepasst erhält, den Rechnungsbetrag würde sie ihm dann mitteilen. Punkt. Allmählich fühlt sich Leopold an Nadjas Stimmungsänderungen nicht mehr schuldig. Er will nun wissen, welche Sonderbedarfskosten Nadja denn rein rechtlich wirklich verlangen könne. Wir zeigen diesem Vater schmunzelnd auf, woran er es selbst erkennen kann:

Nadja hat aus der Vergangenheit besten Kontakt zu Wiebke Klecker*, welche im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung versucht, möglichst viel Geld vom entrechteten Elternteil, zumeist Väter, für das Residenzelternteil, zumeist Mütter, einzutreiben. Wir sind überzeugt: Nadja wusste jedes Mal vorher Bescheid, ob sie den geforderten Sonderbedarf gerichtlich durchbringen könnte oder nicht.

Daher braucht Leopold nur auf eines zu achten: Ist Nadja ausgesucht freundlich und bittet höflich? Dann hätte sie rechtlich keinen Anspruch!

Wir hoffen nun sehr für Nadja, dass sie keine Klage der Vorarlberger Anwaltskammer im Briefkasten findet, etwa gar als konkurrenzierende Beratungskraft! Unbewusst erteilt sie nämlich Leopold jedes Mal, wenn sie Forderungen stellt, gleichzeitig eine erstklassige Darstellung der unterhaltsrechtlichen Sachlage, auf die er sich verlassen kann.


Männerservice-Report #302, veröffentlicht am 12. April 2022

Betroffene
Vater: Leopold Wanner*
Tochter Olivia*, 9 Jahre

In der Verantwortung
Nadja*, Mutter des Kindes
Wiebke Klecker*, „Jugendamts“-Bedienstete im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung

Ort und Zeitraum:
Vorarlberg, Herbst 2021

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