Ich fühle mich gestärkt
Seit einigen Monaten ist Anton Perdesser klar: Die Scheidung ist nicht mehr zu vermeiden. Sonja will weg, und Anton fehlt die Kraft, noch retten zu wollen, was längst verloren ist.
Auf der Suche nach echter, vertrauenswürdiger Hilfe stößt Anton auf den Männerservice. Nach Gesprächen darüber, was in seiner Situation unvermeidlich ist und was hingegen noch gerettet werden kann, stellt uns Anton plötzlich eine Frage, die unser Temperament weckt:
Der Vater zweier Kinder hatte schon immer ein hervorragendes Verhältnis zu seinen Sprösslingen, die sich jetzt schon im besten Teenageralter befinden. Natürlich hat er sich von klein auf um seine Herzblätter liebevoll gekümmert, und die Kinder scheinen ihm ebenso nahe zu stehen wie der Mutter. Daher will Anton sehr gerne die Kinder bei sich aufnehmen, wenn es möglich und die Trennung der Eltern schon unvermeidlich ist. Doch, die Art, wie er uns frägt, ob die Möglichkeit besteht, lässt uns idealistisch werden:
Anton will doch tatsächlich Sonja, die Mutter der Kinder, fragen, ob die Kinder zu ihm dürfen! Wer ist denn Sonja? Die „Besitzerin“ seiner Kinder? Die Vorgesetzte? Eine Art obere Instanz?
Wir können Anton ja irgendwie verstehen: Es ist Teil unserer Kultur, dass jeder, wenn es Belange der Kinder betrifft, die Mutter frägt, sonst niemanden. Es ist selbstverständlich für uns, dass eine Mutter allein über Wohl und Wehe der Kinder entscheidet. Jede ihrer Verfügungen über die Kinder nehmen wir so zur Kenntnis, als ob sie gar nicht hinterfragt werden dürften. Vor hunderten Jahren war die Entscheidung des Herrschers gottgewollt, jetzt ist die Entscheidungsgewalt der Mutter ähnlich sakrosankt für uns.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Väter haben endlich die Chance, ihren Kindern mehr Nähe und Fürsorge zuteil werden zu lassen. Dann sollen sie sich, nach unseren gesellschaftlichen Vorstellungen, einmal viel um ihre Kinder kümmern, wohl in den Augen vieler bloß, um die Mütter zu „entlasten“, dann wieder sollen sie bei Schlechtwetter in der Elternbeziehung sich entsorgen lassen und auf einmal soll wieder allein die Mutter die unumstrittene Bezugsperson Nummer eins sein. Gleichberechtigung auf österreichisch eben.
Dazu hört jetzt jedoch Anton unsere klare Meinung: Wie kommt er bloß auf den Gedanken, dass er sich als Vater von selbst hinter die Mutter reiht? Wie kommt er auf die Idee, dass er weniger gut einschätzen kann, was gut für seine Kinder sein soll, und seine Kinder selbst sowieso nicht?
Natürlich, so schildert uns auch Anton, hat Sonja, wie so viele Mütter, unmissverständlich klargemacht, dass sie es sei, die wisse, was gut für die Kinder sein soll, und dass jede Entscheidung über die Kinder die Entscheidung der Mutter sei. Doch wir stellen einmal mehr klar:
Eine Mutter hat nicht das Recht, sich zwischen Vater und Kinder zu stellen, nicht das Geringste! Es liegt an den Vätern, dieses Selbstverständnis zu zeigen: Ich bin ebenso Elternteil wie Du, nicht mehr, doch um keinen Deut weniger!
Wir empfehlen Anton daher, die Kinder entscheiden zu lassen, sie sind groß genug, und ihnen die Möglichkeit, bei ihm zu leben, als herzliches Angebot zu unterbreiten.
Anton bedankt sich sehr für dieses Gespräch. Einmal mehr haben wir einem Vater eine völlig andere Sichtweise, frei von gesellschaftlichen Zwängen, vermitteln können.
In seinen Worten dürfen wir schreiben: „Ich fühle mich gestärkt und bin dankbar.“
Männerservice-Report #121, veröffentlicht am 16. Oktober 2018
Betroffene
Vater: Anton Perdesser*
Zwei Kinder, Teenageralter
In der Verantwortung
Sonja Perdesser,*Mutter der Kinder
Ort und Zeitraum:
Kärnten, Juni 2018