Ein Horror

Die Polizisten kennen Martha* schon, als sie an diesem Abend einmal mehr zur Familie Kartner* anrücken. Bereits mehrere Male hatte diese Frau die Polizei gerufen und ihren Mann der häuslichen Gewalt beschuldigt.

Manfred Karnters* Version jedoch klingt völlig anders: Sie sei es, die immer wieder aggressiv werde, ihm mehrfach das Gesicht zerkratzt hatte in ihrer rasenden Wut – womit er blutende Beweise hatte, dort, wo sie jeder sehen kann.

Marthas Auftreten und ihre Widersprüche in ihren Vorwürfen vor den Polizisten dürfte diese wohl zusätzlich zur Überzeugung kommen lassen haben, dass Martha die Polizei nur benutzen will, als Waffe in ihren Beziehungsstreitigkeiten. So ist Martha also amtsbekannt geworden.

Der Männerservice weiß: Wenn eine Frau von Polizisten fordert, ihren Mann wegweisen zu lassen, dann wagen Polizeibeamte es fast nie, dem Willen der Frau nicht zu folgen. Die Konsequenzen für die Polizisten, wenn der Vorgesetzte, die Gewaltschutzstelle oder das Amt der Landesregierung davon erfahren, dass Polizisten ihrem Gewissen folgen, statt den von oben vorgegebenen Vorurteilen gegen Männern, diese seien grundsätzlich die «Gefährder» ihrer Frauen, diese Konsequenzen scheuen die allermeisten Beamten wie die gebrannten Kinder.

Martha wird also wohl ihre Glaubwürdigkeit tiefgreifend erschüttert haben bei ihren bisherigen Auftritten, wenn selbst Polizisten den Mut gefasst haben, keine Wegweisung auszusprechen.

Doch dieses Mal ist Martha besser vorbereitet. Ihr Verhalten klingt nach der uns mehrfach bekannten, umfassenden, kostenlosen Beratung durch Stellen eines Bundeslandes, hier Niederösterreich, wie ein Mann ohne Beweise aus dem Haus geworfen werden kann:

Plötzlich teilt Martha ihrem Mann reihenweise unbeweisbare Vorwürfe mit, die jedoch ebenso nicht entkräftet werden können: Er habe sie «fast» geschlagen, und natürlich: Sie habe Angst vor ihm. Das ist eine Emotion, die somit keinen Beweis benötigt  – aber als Druck für eine Wegweisung wirkt, natürlich nur in eine Richtung. Würde Manfred Angst vor seiner Frau äußern, gäbe der sich bloß der Lächerlichkeit preis.

Bald nach der Überhäufung des Mannes mit Vorwürfen, wohl in der Hoffnung, eine wütende Reaktion provozieren zu können, folgt der Ruf der Polizei zur Wegweisung Manfreds. Noch während die Polizei anrückt, entrüsten sich die Kinder bei ihrer Mutter: Der Vater habe «gar nichts gemacht», bäumen sich die Kinder verzweifelt für ihren Papa auf.

Die Polizisten wissen wohl genau, wie oft Wegweisungen nur benutzt werden, um den Mann aus dem Haus zu werfen, und bei der amtsbekannten Martha weigern sie sich, noch immer, tapfer.

Schlagartig weint und klagt Martha theatralisch, und wohlkalkuliert setzt sie das letzte Druckmittel ein: Die Polizisten wollten doch nicht, dass sie «mit den Kindern ins Frauenhaus flüchten müsste..»

Dieser Wink mit dem Zaunpfahl sitzt: Das Frauenhaus würde sich gemeinsam mit der Gewaltschutzstelle gewichtig beim Polizeikommando beschweren, die Landesregierung im Rücken wissend, und das Gewitter über diese Polizeibeamten würde von ganz oben gewaltig ergehen: «Wie konnten sie sich erlauben, den Mann nicht wegzuweisen?», würde der Vorwurf lauten.

So schläft Manfred in den ersten Tagen nach der Wegweisung in seinem Büro und sucht nach einer kleinen Wohnung.  Wir geben ihm Tipps zur Bekämpfung des Stigmas, das er durch die Falschbeschuldigung nun trägt, und die bevorstehende Scheidung.

Uns eint das Wissen um die blanke Willkür, die Männern wie Manfred täglich wiederfährt, und wir lassen ihn mit eigenen Worten schließen:

«Ich habe Sorge um meine Kinder.
Ich fühle mich im Moment machtlos einer Wahnsinnigen ausgeliefert …
Ich höre und sehe meine Kinder nicht.
Habe keinen Zugang zum Haus und zu meinen Sachen.»

und zu den Sachen, welche sie den Kindern nicht mitgeben will, wenn diese Zeit mit dem Vater verbringen: «Sie will mir aber nichts geben bzw. nur Dinge die sie nicht braucht.
Sagt dann soll ich halt am Boden schlafen mit den Kindern – die finden das eh lustig.»

«Ein Horror.»


Männerservice-Report #252, veröffentlicht am 27. April 2021

Betroffene
Vater: Manfred Kartner*
Kinder: Max*, 8 Jahre, Tom*, 7 Jahre, und Elfi*, 5 Jahre
väterliche Verwandte

In der Verantwortung
Martha Kartner*
Polizei in Niederösterreich
österreichisches Gewaltschutzsystem, somit Gewaltschutzstellen, Frauenhäuser und niederösterreichische Landesregierung sowie österreichische Regierungspolitik zumindest seit 1997

Ort und Zeitraum:
Niederösterreich, Januar 2021

Schreiben Sie einen Kommentar

Your email is never published nor shared. Pflichtferder sind mit * markiert

HTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>