Die gefährliche Verzeihung
Manche melden sich früh genug, die meisten jedoch bitten erst dann bei uns um Hilfe, wenn es fast zu spät ist. Nicht so Dieter: Bei ihm ist es nicht fast zu spät. Es ist viel zu spät.
Dabei ist es nur ein einziger Schritt gewesen, den er vermeiden hätte sollen. Eine Minute hätten wir benötigt, ihn zu warnen, die Alarmglocken hätten sofort geschrillt. Doch geschehen ist geschehen. Dieter schildert:
Fünf Jahre lang hat ihn seine Frau Sabine hintergangen, mit einem anderen Mann. Emil war mehr als der gute Nachbar. Er war der Liebhaber seiner Frau. Gerade ein gutes Jahr ist es her, dass Dieter von einer gut meinenden Nachbarin mit dieser schockierenden Nachricht wie in eine andere Welt katapultiert wurde. Seine Frau, die ihm jahrelang eine gute Ehe vorgespielt hatte, betrog ihn unablässig.
Wie benebelt hatte sich Dieter sofort auf die Suche nach einer Wohnung gemacht, klein und kein Vergleich zu dem Haus, das er für sich und seine Frau gebaut hatte. Dieter wäre der nächste Mann gewesen, der uns nicht erklären hätte können, warum er es ist, der aus seinem Haus geht, nur, weil die Beziehung zu seiner Frau nicht klappt. Warum nicht sie es ist, die Ehebrecherin, die geht. Doch selbst diese Frage hat sich erledigt.
Wir nehmen an, dass Sabine gut informiert gewesen ist. Dieter wiederum hat darauf geachtet, was in einer sich abzeichnenden Scheidung das höchstens Zweitwichtigste ist: Das Haus. An lebenslänglichen Unterhalt hat er kaum gedacht.
So hatte Sabine den wichtigsten Informationsvorsprung, und sie hat ihn kühl genutzt. Sie hat Dieter angeboten, doch wieder zu ihr ins Haus zurückzukommen. Mit Emil hätte sie Schluss gemacht, und tatsächlich hatte sie, taktisch richtig, diesmal die Wahrheit gesagt.
Einen Monat lang hat Sabine Dieter im Haus leben lassen, nichtsahnend. Was wusste Dieter nicht, das so wichtig ist?
Durch ihren fortgesetzten Ehebruch hätte Sabine ein klares Eheverschulden auf sich geladen. Dadurch hätte sie bei einer Scheidung keine Chance auf das unserer Meinung nach wichtigste, das zu verhindern ist, gehabt: Den lebenslangen Ehegattenunterhalt.
Doch dadurch, dass Dieter wieder ins Haus zurückgekehrt ist, ohne sich abzusichern, hat er ihr, ohne sich dessen bewusst zu sein, rechtlich gesehen die jahrelangen Seitensprünge «verziehen», und flugs war die Ehe wieder juristisch betrachtet «intakt».
Bevor sich jedoch Dieter wieder richtig eingerichtet hat in seinem Haus, hat er sein blaues Wunder erlebt: Schon ist die Scheidungsklage da, genau im richtigen Moment.
Vor Gericht wird das Recht gekonnt verdreht und vom Richter gerne geglaubt. Schließlich geht es darum, eine Frau lebenslang zu versorgen, koste es den Mann, was es wolle. Jetzt soll es Dieter sein, der die arme Sabine «in die Arme des Liebhabers getrieben» haben soll – eine allzu bekannte Wendung für uns.
Jetzt erst bittet Dieter um Hilfe. Ob wir, nach diesem Scheidungsurteil, noch eine Idee haben? Bitte melden Sie sich früh genug. In Dieters Fall kann nur mehr versucht werden, diesen Unrechts-Unterhalt nicht noch weiter ausufern zu lassen.
Männerservice-Report #151, veröffentlicht am 14. Mai 2019
Betroffene
Dieter Nickel*
In der Verantwortung
Sabine Nickel, Dieters Exfrau*
Emil Stecher*
österreichisches Familienrecht
Ort und Zeitraum:
Steiermark, 2012 bis 2018