Die doppelte Kathrin

Stets warnen wir Männer davor: Lassen Sie sich nicht aus dem Haus bugsieren. Glauben Sie nicht, was Ihnen versprochen oder in Aussicht gestellt wird, mit schönen Worten wie «wir brauchen nur eine Pause», um «eine neue Chance zu haben» und «wieder zueinander finden zu können».

Es ist nun einmal Tatsache: Besonders oft verfolgen Frauen die Strategie, den Mann unter falschen Hoffnungen dazu zu bewegen, das Haus zu räumen. In dem Moment, in dem die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, zeigen solche Frauen plötzlich ein völlig anderes Gesicht. Sie haben erreicht, was sie durch Heucheln, Lügen und Täuschen erzielen wollten.

Ist Ihnen das zu pessimistisch, zu mißtraurisch? So hätte Walter Gindler* ebenfalls gedacht, noch vor einem halben Jahr.

Damals hatte er gerade 2 Jahre als Hausmann hinter sich. Seiner Frau Kathrin* zuliebe hat er sich um Haus und Kinder alleine gekümmert, damit sie eine Weiterbildung absolvieren konnte.

Ganz urplötzlich, völlig zufällig, gerade als Kathrin mit der Ausbildung fertig gewesen ist, da hat sich diese Frau in der Ehe plötzlich nicht mehr wohlgefühlt. Auf einmal macht Walter alles falsch, ist an Walter alles falsch. Er ist nicht zu ertragen für diese Frau. Die Ehe ist urplötzlich am Ende.

Wir glauben nicht, dass Kathrins Gefühle sich wirklich so unvermutet geändert haben. Es ist zu naheliegend: Kathrin hatte schon lange keine Lust mehr auf diese Ehe. Für die Ausbildung hat sie Walter noch gebraucht. Manche Menschen können andere mögen und sogar lieben, wenn sie diese benutzen wollen. Sie können ihre eigenen Gefühle für sich selbst nützlich einsetzen. Daher wird Kathrin tatsächlich heute noch glauben, sie habe Walter genau bis zum Ende ihrer Ausbildung geliebt, und dann urplötzlich nicht mehr.

So geht einmal mehr ein falsches Spiel in Österreich vor sich, wir kennen es zu genüge und warnen stets: Der Mann will noch gar nicht glauben, dass die Ehe zu Ende ist. Er ist überrumpelt. Er kann nicht fassen, dass «seine Frau sich plötzlich so geändert» haben soll. Was so schnell umschlägt, muss doch ebenso schnell vorbei sein! Die Hoffnung bleibt. Daran kann Kathrin ihn ganz praktisch fassen.

Eines will Kathrin noch von ihrem Mann, daher ist sie noch einmal freundlich, plötzlich, als sie die Chance dazu wittert. Sie will, dass er freiwillig das Haus räumt. Doch wozu soll dieser Vater, der selbst die Kinder versorgt hat, ja selbst sogar die Chance hätte, die Obsorge allein und die Ehewohnung zu bekommen, das tun?

Walter könnte nur ein Motiv dafür haben: Die Hoffnung, dass sich der Sturm wieder verzieht. Daher schwenkt Kathrins Stimmung wieder um: Distanziert zwar, aber immer wieder zugewandt. Hin und hergerissen wirkt sie. Auf der einen Seite so «verzweifelt», dass nur ein Auszug ihres Mannes, natürlich nur für kurze Zeit, ihre Unruhe legen kann, auch, und «zur Ruhe» müssen die meisten Ehefrauen aus diesen Fällen erst einmal kommen. Andererseits aber heuchelt sie immer noch, dass da schon noch Gefühle da sind für ihren Walter…

Er, die Kinder, die ganze Familie haben noch eine Chance. Doch natürlich nur, wenn Walter auszieht. Plötzlich hängt alles an Walter. Einmal mehr lässt sich ein Mann die Verantwortung dafür umhängen, die Krise, die von der Frau ausgeht, gutzumachen.

Walter zieht aus, in eine kleine Wohnung. Kathrin verbleibt mit den Kindern in der Familienwohnung. Für die Kinder regelt Kathrin das Bild: Papa ist gegangen. Hat er uns verlassen?

In den nächsten Wochen ist Walter zu allem Emotionalen auch finanziell gewaltig belastet. Kathrin hat es geschafft, dass Walter beide Wohnungen zahlt und sogar für das Essen und Kleidung der Kinder und Kathrin aufkommt.

Nach sieben Wochen, die Walter bald wie Einzelhaft erscheinen, hält er es nicht mehr aus. Kathrin lässt ihn hängen, zahlen und kaum die Kinder sehen. Walter will wieder zurück, doch zu wem?

Die freundliche, Hoffnung verbreitende Kathrin ist nicht mehr da. Wie eine Fremde steht seine Frau vor ihm, und verkündet in schärfstem Ton: Walter wird keinesfalls in die Familienwohnung zurückkehren! Sie ruft die Polizei, und sobald sich die Beamten nähern, steht schon wieder eine andere Kathrin vor ihm: Ihr Tonfall ist plötzlich verängstigt, zitternd. Mit großen Augen und sanfter Stimme bittet sie die Polizisten um Hilfe, vor ihm, Walter. Der steht da und fasst das Schauspiel kaum.

Die Polizisten handeln routiniert. Es ist ihnen egal, wer von beiden die Wahrheit sagt. Im Streitfall wird sowieso der Mann weggeschickt, außerdem ist er ja ohnehin schon aus der Wohnung draußen.

Erst jetzt realisiert Walter: Er hat sich selbst aus der Wohnung geworfen. Die Ehejahre mit Kathrin ziehen an ihm vorüber. Jeder schöne gemeinsame Tag, jedes Erlebnis mit dieser Frau, er erlebt es ein zweites Mal. Nicht mehr mit dieser wunderbaren, liebevollen Frau, an die er glauben wollte. Er erlebt alles mit der anderen, mit dieser Kathrin, die jetzt vor ihm steht. War denn gar nichts echt?

Natürlich haben wir Tipps für Walter auf Lager, doch die Ausgangsposition ist katastrophal. Nicht einmal seinen, berechtigten Antrag auf eine Verfügung, dass er in die Wohnung zurück darf, bearbeitet das Gericht. Es lässt ihn einfach erst einmal liegen. Wir sind überzeugt: Mit Absicht. Jetzt werden Tatsachen geschaffen, damit Walter keine Chance mehr auf die Obsorge oder die Wohnung hat.


Männerservice-Report #156, veröffentlicht am 18.6.2019

Betroffene
Walter Gindler*
Kinder, 7 und 9 Jahre alt

In der Verantwortung
Kathrin Gindler*
österreichisches Familienrecht
österreichischer Gewaltschutz
Bezirksgericht Klagenfurt
Klagenfurter Polizei

Ort und Zeitraum:
Klagenfurt, Januar 2019

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