Chaos in Floridsdorf
Wo herrscht denn Chaos in Floridsdorf? In diesem besonders schönen Wiener Bezirk sind die Straßen sauber, lädt die alte Donau zum Baden ein und die S-Bahn bringt Sie pünktlich ins belebte Zentrum. Von Chaos keine Spur? Doch, und zwar genau dort, wo Chaos mehr als woanders fehl am Platz ist: Am Bezirksgericht und am Magistrat.
Heiner Dreher, seine Töchter, und letztlich auch deren Mutter Heike spüren dieses Chaos leidvoll.
Dabei wäre das Familienchaos endlich geordnet gewesen, in einer einvernehmlichen Scheidung, die klare Verhältnisse schaffen hätte sollen.
Doch exakt was ein Richter am Besten beherrschen sollte, bringt dieser Richter nicht zustande: Klare Regelungen schaffen, die von allen Beteiligten als gerecht empfunden werden können.
Wir lesen und staunen über das Scheidungsurteil und den beigeschlossenen Vergleich. Nicht einmal Obsorge und hauptsächlicher Aufenthaltsort der Kinder sind festgelegt, von Kontaktzeiten zwischen Kindern und Eltern ganz zu schweigen.
Das wäre, wie wenn eine Ehe geschlossen würde und nicht einmal Name und Geburtsdatum der Ehepartner in der Heiratsurkunde stünden, mit dem Hinweis, dass die Namen von Mann und Frau sowieso auf der Hochzeitstorte mit Sahne geschrieben seien.
Denn Vereinbarungen wurden sehr wohl getroffen, schon vor der Scheidung, auf dem MA11, der Wiener Jugendwohlfahrt. Dort wurde sogar praktisch Doppelresidenz zwischen Heiner und Heike abgemacht. Jedoch ist diese Vereinbarung nicht rechtsverbindlich, und spätestens zum Zeitpunkt der Scheidung wäre rechtlich zwingend, dass trotzdem ein Hauptaufenthaltsort festgelegt, und in diesem Fall die Aufhebung von Unterhaltszahlungen, welche zu Lasten Heikes gewesen wären, mit der Begründung der gleichteiligen Betreuung gerichtlich beschlossen wird.
All das sollte dieser Richter wissen. Sonst fehlt ihm einfach die Befähigung für sein Amt. Und doch, der Männerservice bezeugt es hundertfach, leben wir in einem Land und in einem Familienrecht, in dem es sogar notwendig ist, mit Richtern zu diskutieren, ob und warum denn klare Regelungen notwendig seien. Das ist, als ob mit einem Koch die Diskussion notwendig wäre, dass sein Essen den Gästen wirklich gut schmecken soll. Vielleicht wäre es besser, dieser Richter kocht zukünftig und ein pfiffiger Koch nimmt seine Stelle ein.
Aufgrund dieses Versagens der Behörden nimmt das Unheil seinen Lauf. Wie bei vielen einvernehmlichen Scheidungen entbrennen die Konflikte erst hinterher, besonders, wenn Fragen offen bleiben.
Heiner zweifelt an der Befähigung der Mutter, die Zeiten mit ihren Kindern gut zu gestalten, und tatsächlich folgt bald ein psychologisches Gutachten, welches zum Schluss gelangt: Für die ältere Tochter, Alina, wäre es besser, keinen Kontakt zur Mutter zu haben, obwohl Heiner versichert, die Abneigung seiner Tochter gegen die Mutter aufzuarbeiten und die Türen öffnen zu wollen. Für den Männerservice ist der schlimmste Fall eingetreten: Ein Elternteil soll sein Kind nicht mehr sehen dürfen, in diesem Fall die Mutter. Doch gerichtlich beschlossen ist nichts, nur das Gutachten steht im Raum. Über den Wipfeln ist Ruh, im Gericht stehen die Räder still, und jetzt untersucht irgend jemand in der Familiengerichtshilfe lang und breit, wie es weitergehen soll, bevor vermutlich wieder eine reine Empfehlung beim Richter auf dem Tisch landet und dort erst einmal gut liegt.
In der Zwischenzeit, nehmen wir aus Erfahrungen dieser vätertypischen Situation an, wird Heike nur mehr von einer einzigen Hoffnung getrieben worden sein: Sollte sie Alina schon ganz verlieren, dann wenigstens nicht Christina!
An einem kalten Februartag erscheint plötzlich Heike in Christinas Hort und nimmt ihre Tochter mit. Seitdem hat Heiner seine jüngere Tochter nicht mehr wiedergesehen.
Von der Jugendwohlfahrt am MA11 liest er jetzt reihenweise Vorwürfe Heikes, die er widerlegen kann. Doch wie so oft findet ein Vater einfach niemanden, den seine Argumente interessieren. Die Sozialarbeiterin dieses Magistrats scheint ihm voll auf der Seite der Mutter zu stehen und von Amts wegen zu unterstützen, was als Kindesentzug gewertet werden kann.
Die Lage wird immer chaotischer. Noch immer schweigt das Floridsdorfer Gericht dazu. Schließlich ist es den Akt und die ganze Arbeit erst einmal losgeworden, jetzt an die Familiengerichtshilfe, und dort wird der Akt noch lange bearbeitet werden.
In der Zwischenzeit sieht Heike ihr Kind Alina nicht, Heiner weiß nicht, wo seine Tochter Christina ist, und die beiden Schwestern fehlen sich gegenseitig ebenso sehr wie die Kinder dem jeweils abwesenden Elternteil und umgekehrt.
Dabei hätte es so gut begonnen, mit einer Vereinbarung über Doppelresidenz. Doch aufgrund richterlichen Versagens und eines Familienrechts, das nicht fähig und willens ist, faire und durchsetzbare Klarheiten zu schaffen, stehen wir nun einmal mehr vor einem Trümmerhaufen.
Wir danken an dieser Stelle unseren Freunden von «Väter ohne Rechte» in Wien, welche den Fall vor Ort übernehmen, und werden ihn parallel gerne weiterbegleiten.
Männerservice-Report #145, veröffentlicht am 2. April 2019
Betroffene
Vater: Heiner Dreher*
Kinder: Alina, 8 Jahre, und Christina*, 5 Jahre
In der Verantwortung
Mutter: Heike Dreher*
Magistrat 11, Jugendwohlfahrtsträger, Wien-Floridsdorf
Bezirksgericht Floridsdorf
Familiengerichtshilfe Wien
Ort und Zeitraum:
Wien Floridsorf, Februar 2019