Beschützen verboten!

«Solche Menschen brauchen immer ein Opfer.» So erklärt Lucian Cornel*, warum seine ehemalige Frau, Valea*, immer wieder aggressiv und gewalttätig geworden ist: Weil sie selbst als Kind Gewalt in der Familie ausgesetzt gewesen sei.

Doch die Art und Weise, wie er und schließlich sein schwerst beeinträchtigter Sohn, Cosmin*, diesen Übergriffen und zudem finanzieller Veruntreuung ausgesetzt gewesen sind, die verantwortet nicht mehr Valea: Diese verantwortet die Republik Österreich in Politik und Justiz.

Als die Familie Cornel aus dem Ostblock geflüchtet ist, war die Diktatur, in der sie aufgewachsen ist, über all ihrer Brutalität hinaus nicht dazu fähig, eine mit Österreich vergleichbare Gesundheitsversorgung zu bieten. Gerade hatten Valea und Lucian den Schock der Diagnose ihres Sohns verarbeitet: Eine schwere Gehirnerkrankung bedeutete für Cosmin: Baldiger Tod oder eine lebensrettende Operation! Daher wagte die Familie die abenteuerliche Flucht, damit Cosmin eine Chance bekommt, durch die rettende Operation, welche in Österreich möglich gewesen ist.

Gerettet wurde Cosmin, doch seit dieser Operation ist er schwer beeinträchtigt. So sehr er bei vollem Bewusstsein ist, so wenig kann er für sich selbst sorgen. Seine Eltern pflegen ihn aufopfernd. Der Vater, Lucian, übernimmt die Arbeit, für die Körperkraft notwendig ist, wäscht und badet ihn, erledigt die Toilette, hievt ihn ins Bett.

Zugleich jedoch, seit die Familie in Österreich ist, beginnt der häusliche Terror – zuerst nur gegen ihn, Lucian. Er konnte nie auf die ständigen Provokationen, die Aggressionen und das förmliche Herausfordern einer wütenden Reaktion von ihm, das Wegschieben, Herumschubsen, Anschreien und Pöbeln seiner Frau, reagieren. Schlagen konnte er sie einfach nicht, zum Glück nicht. Doch irgendwann erträgt ein Mensch in diese Lage auch das Schweigen und Dulden nicht mehr.

So ist Lucian aus der Familienwohnung ausgezogen, ist der Aggression gewichen. Was jedoch Lucian unterschätzt hatte, ist, wie sehr Valea irgend ein Ziel für ihre Aggression benötigt hatte, und was geschieht, wenn er dieses Ziel nicht mehr bietet: Nun ist nämlich diese Mutter auf ihren wehrlosen Sohn losgegangen.

Hier beginnt endgültig die Verantwortung der Republik Österreich, nämlich darin, Recht zu sprechen, statt parteiisch bei einem Familienkonflikt nur der Frau zu glauben und sich letztlich auf ihre Seite zu stellen.

Während des Scheidungsprozesses war sich Lucian siegessicher, so wie viele Betroffene: Die Richterin hört allen Vorbringen und den Beweisen aufmerksam zu, notiert, wirkt erhaben und vertrauenswürdig in der Verhandlungsführung. Sie musste doch Valea schuldig sprechen, die ihre eigene Gewalt nicht einmal glaubwürdig in Abrede gestellt hatte! Doch das Urteil trifft ihn wie der Blitz: Auf einmal soll er es gewesen sein, der seine Frau geschlagen habe, ganze neun mal! Lucian versteht die Welt nicht mehr: Kein einziges Mal während des Prozesses hat er diese Vorwürfe gehört! Wie kommen sie zustande? Hinter verschlossenen Türen, als er nichts entgegnen konnte? Wie konnten die Richterin ihren Ehebruch, den Valea sogar offen zugegeben hatte und der ihr das Eheverschulden zugewiesen hätte, einfach unter den Tisch fallen lassen?

Ähnlich ergeht es ihm, als er seinen Sohn zu sich holen will, nachdem dieser ihm von zunehmender Gewalt durch die Mutter erzählt. Diese Justiz kann und will sich einfach nicht vorstellen, dass ihr Schwarz/Weiß-Denken nicht funktioniert, dass Frauen ebenso aggressiv und gewalttätig sein können wie Männer und dass sich Opfer und Täter nicht nach Geschlecht vorab einteilen lassen.

Endlich gerät Cosmin jedoch in ein Pflegeheim. Schon seit den Folgen der Operation war Valea die Sachwalterin ihres Sohnes. Aufgrund der steigenden Kosten für die Pflege werden jedoch Fragen aufgeworfen, die Lucian ohnehin schon lange drängen: Noch während der Ehe hatte sich Lucian gefragt, was Valea mit dem Pflegegeld und der erhöhten Familienbeihilfe macht. Ein Teil davon ist nicht seinem Sohn zugute gekommen, so ist er sicher, doch er tröstete sich damals noch mit der Hoffnung: Dann bleibt eben der angesparte Rest, den Valea wohl auf einem ihm unbekannten Konto lassen wird, seinem Sohn für später zur Verfügung. Seine Frau ist seinen Fragen diesbezüglich stets ausgewichen.

Doch nun stellt er fest: Das Pflegeheim vermisst den Anteil der Zahlungen, welche von Valea stammen sollte, wohlgemerkt: Nicht von ihrem eigenen Geld, sondern von Geld, das ihrem Sohn gehört.

Der erfahrene Buchhalter Lucian deckt zweifelsfrei auf, dass die Mutter das Geld ihres eigenen Sohnes seit vielen Jahren veruntreut. Doch einmal mehr ergreift ein Gericht Partei: Valea habe das Geld für ihren Sohn ausgegeben, behauptet es, ohne auf Beweise einzugehen. So ist das einfach zu sehen. Basta!

In seiner Verzweiflung sendet Lucian seine Beweise und die Bitte um Hilfe an Regierungen, Präsidenten, Ministerien und zahlreiche Vereine, doch aus den Antworten scheint ihm, dass entweder der Mut oder der Wille fehlt, sich durch die Sachlage zu arbeiten und wirklich helfen zu wollen.

Am allermeisten schmerzt jedoch das Gefühl, dass ihm von vorneherein überhaupt nicht geglaubt zu werden scheint, trotz aller Bemühungen und vorgelegter Unterlagen.

Der Männerservice ist die erste Stelle, die sich seine Darstellung unvoreingenommen ansieht und anhört, ist Lucian schon darüber erleichtert.

«Es tut unglaublich weh,» schmerzt es diesen Vater heute noch, als er realisiert hatte, dass ein Gericht seiner Frau einen Freibrief zu Gewalttätigkeit ausgestellt hat. Doch nur dieser Austausch hier mit dem Männerservice gibt ihm neue Kraft, weiter für seinen Sohn einzutreten.


Männerservice-Report #338, veröffentlicht am 20. Dezember 2022

Betroffene
Vater: Lucian Cornel*
Sohn: Cosmin*, Mitte 40

In der Verantwortung
Valea Cornel,* Cosmins Mutter

Ort und Zeitraum:
Kärnten, seit 1986 bis jetzt

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