Funktioniere wieder!

Manfred Güdler* ist seit vielen Jahren als sehr sorgfältig und zuverlässig bekannt bei seinem Arbeitgeber. Ein Unternehmen, das hohe Sicherheitsbestimmungen zu erfüllen hat, weil es sicheren Personentransport betreibt, braucht Menschen wie ihn, Menschen, auf welche sich die Passagiere verlassen können.

Doch momentan ist Manfred unkonzentriert, übernächtigt und nervlich schwer belastet, so sehr, dass ihm sein Vorgesetzter, Herbert Mach*, temporär weniger kritische Aufgaben zuteilt. Die Kollegen springen ein, für eine gewisse Zeit ist das machbar. Was ist mit Manfred los?

Die Scheidung von seiner Frau Nicolette* war eine nervenaufreibende Zeit. Manfred wollte sie so schnell und so schmerzlos wie möglich über die Bühne bringen, wollte die Gedanken, welche ständig um dieselben, drückenden Sorgen kreisen, wieder frei haben. Doch als endlich die Scheidung durch war, ist noch lange nichts ausgestanden gewesen, hatte Manfred bedrückt festgestellt.

Die nun leere Familienwohnung kann er sich nicht mehr leisten, er hat schon gekündigt, doch wohin soll er? Auf der Warteliste der Stadt ist er weit hinten gereiht, und so sortiert er Wohnungsanzeigen durch, und viele davon aus, die ihm zu teuer sind. Bei der Arbeit hofft er stets, dass er die Vibration des Telefons nicht versäumt, und schielt nach einem möglichen Rückzugsort für ein schnelles Annehmen des Anrufs. Sollte ein Besichtigungstermin angeboten werden, kommt er dann von der Arbeit weg?

Mehr noch quält ihn jedoch, tags und nachts, die offene Wunde, welche klafft, wo die Bindung, die alltägliche Beziehung zu seinen Kindern gewesen ist. Nicolette hat seit dem Tag der rechtskräftigen Scheidung, also nachdem niemand so schnell davon erfahren wird, dass ihre Beteuerungen, Besuchszeiten niemals im Wege stehen zu wollen, gelogen waren, den Kontakt der Kinder zum Vater unterbunden, wohl vor allem durch massiven Druck auf die Kinder.

Wir verstehen, dass Manfreds Kräfte schwinden. Dabei ist dieses Familienrecht derart unmenschlich, dass es von einem Vater genau jetzt übermenschliche Anstrengungen fordert, damit er sich gegen Widerstände, jene der Mutter und der trägen, desinteressierten und gegen Väter vorurteilsbehafteten Justiz, erkämpfen könnte, was elementares, geschütztes Menschenrecht sein sollte: Der Kontakt zu den eigenen Kindern!

Wenn Manfred jetzt seine Kräfte dosieren will, um wenigstens eines der Feuer zu löschen, welche seine Existenz zu verbrennen drohen, wo soll er beginnen? Die Wohnung sucht sich nicht von selbst. Wenn er jedoch den Kampf um Kontakt zu den Kindern aufgibt, verzeihen sie ihm das nie, denn dann prägt Nicolette alleine ihre Realität um diesen Kontaktabbruch.

Zugleich drückt die Sorge um seine Arbeit. Lange kann ihn sein Vorgesetzter, Herbert Mach, nicht mehr schützen. Er gibt ihm noch etwas Zeit. Bald jedoch «müsse er wieder funktionieren.»

Dieser Vorgesetzte hat, durchaus etwas ungeschickt, doch letztlich mit den treffendsten Worten zum Ausdruck gebracht, was diese Gesellschaft von einem Vater erwartet.

Lassen Sie uns Teil einer modernen Gesellschaft sein, welche Väter wie Menschen behandelt.


Männerservice-Report #304, veröffentlicht am 26.3.2022

Vater: Manfred Güdler*
Laura* und Stefan*, 10 und 12 Jahre
väterliche Verwandte
Herbert Mach*, Manfreds Vorgesetzter

In der Verantwortung
Nicolette Güdler*
österreichisches Familienrecht, somit Bundes-, Landespolitik und Justiz

Ort und Zeitraum:
Wien, Dezember 2021

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