An die für mich toten Kinder

Tim ist einer der Väter, dessen Los dem Männerservice seit Jahren bekannt ist. Ein Foto aus glücklichen Tagen, als er mit seinen Töchtern in Friedrichshafen am Bodensee lebte, ist eine der Erinnerungen, welche selbst in uns Schmerz hervorruft.

Kurz nach dieser Fotografie trennte sich die Mutter seiner Töchter von Tim und zog mit ihnen in den hohen Norden Deutschlands, nach Strelasund, 1024 Kilometer weg von ihm. Dort darf, er, wie zum Hohn, sein „gerichtliches Umgangsrecht“ wahrnehmen, doch nicht nur durch die Distanz, sondern durch die vielen kleinen Schikanen der Mutter versiegt der Kontakt allmählich, so sehr sich Tim auch bemühen mag.

Schmerzlich berührend liest sich am 23. Dezember 2012 ein Inserat im Strelasunder Anzeiger: Als letzten Aufschrei setzt Tim das Foto aus gemeinsamen, schönen Tagen in das Blatt und sendet so zum letzten mal Weihnachtsgrüße an seine Töchter, die sie vielleicht sehen könnten. Es interessiert ihn nicht mehr, dass es ihm als Vater gar nicht erlaubt ist, die Bilder seiner Töchter zu veröffentlichen, so, als ob sie Fremde wären.

Tim durchlebt währenddessen die Hölle. Der Schmerz richtet ihn fast zugrunde. Erst nach langen Jahren findet Genesung und ein Stück neuer Lebensfreude. Seine neue Frau und das Glück, mit ihr eine vertrauensvolle Beziehung zu erleben, mündet darin, dass es sich wieder auf zwei Kinder freuen darf und mit ihnen ein Leben genießen kann, das ihm mit Sara und Lena entrissen wurde.

Und doch: Als sich Tim beim Männerservice anlässlich der Weihnachtsvorbereitungen des Vereins meldet, drücken seine Zeilen aus, dass solche Wunden immer wieder aufbrechen:

Wenn er an seine kleinen Kinder denkt, meint er: „Schön das ich die gestohlenen Erfahrungen doch noch manchen darf“, und noch tiefer geht der Satz: „Meine Frau motiviert mich sogar an meine für mich toten Kinder zu schreiben, auch wenn nichts zurück kommt.“

Tim fühlt, was andere, entfremdete Väter nur allzu gut kennen: Die Kinder mögen leben, es soll ihnen so gut wie möglich gehen. Doch in sich spüren sie etwas Totes, das sie immer mit sich herumtragen werden: Die abgetötete Beziehung zu ihren Kindern, die von der unbesiegbaren Liebe für sie immer wieder betrauert werden wird.

Männerservice-Report #78, veröffentlicht am 19. Dezember 2017

Betroffene
Vater: Tim Maler*
Kinder: Töchter Sara (11) und Lena (8)*

In der Verantwortung
Mutter des Kindes
deutsches Familienrecht: Gesetze und Vollzug

Ort und Zeitraum:
Friedrichshafen, Strelasund (Deutschland)

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