Stell Dir vor, sie ist Dein Chef.

Und wieder sitzt Stefan Fürle im Männerservice: Schon vom letztem mal weiß er, was für ihn jetzt zu tun ist, und doch: Was wir ihm empfehlen, hilft seiner Tochter zwar, doch das ist ihm zu wenig. Wir verstehen ihn gut, doch wir bedauern: Mehr kann er nicht unternehmen, jetzt noch nicht, als Vater in Österreich. Mehr würde jetzt schaden.

Was geht hier vor sich? Vor einem Jahr ist Claudia ausgezogen, aus dem Haus, in dem die junge Familie lebte, und Tochter Beate hat sie mitgenommen, natürlich. Mit seinen Eltern im Haus nebenan sei sie nicht zurechtgekommen, meint Stefan. Daher lebt Tochter Beate jetzt von Vater und Großeltern getrennt, und wieder einmal haben alle anderen jetzt ein Problem, damit eine Mutter keines mehr hat.

Seit der Trennung bemüht  sich Stefan sehr, sein Töchterchen wenigstens so oft wie möglich bei sich zu haben, in ihrem Kinderzimmer, das immer noch täglich auf sie wartet. Doch Claudia, so stellen wir fest, ist eine der Mütter, für die alles so laufen soll, wie es ihr passt, ohne Rücksicht auf andere.

Stefan soll sein Kind nicht einfach sehen, damit Vater und Kind eine schöne Zeit haben. Diese Zeiten sollen sich danach richten, wie es Claudia passt, wie es für sie nützlich ist – und Claudia hat stark wechselnde Arbeitszeiten, immer wieder am Wochenende von spätabends um zehn bis frühmorgens um fünf Uhr. Stefan soll sich um das Kind kümmern, wenn Claudia arbeitet, und keine Minute länger.

Daher reißt die Mutter, wenn sie nachts arbeiten geht, das schon schlummernde Kind aus dem Bett und liefert es beim Vater ab. Um fünf Uhr morgens steht sie dann vor der Tür, geht am Vater vorbei ins Kinderzimmer, zerrt das gerade wieder schön schlafende Kind heraus und zieht wortlos von dannen.

Stefan erzählt uns wieder, wie leid ihm das Kind tut. Wir geben ihm recht. Dann setzt Stefan fort und schildert, wie er Claudia zu erklären versucht, dass sie dem Kind nicht Gutes tut. Immer wieder beginnt er damit, es lässt ihn nicht los, und wieder: Als guter Vater hat er einfach recht. Doch jetzt greifen wir ein und stellen klar: Leider hilft ihm das alles nichts. Laufen sie gegen eine Wand, die einfach nicht hier stehen soll, immer und immer wieder: Die Wand bleibt stehen, und Ihr Kopf blutet.

Aus Claudias Reaktion auf Stefans Appelle ist für uns klar: Claudia ist es einfach egal, wie sehr Stefan das Wohl seiner Tochter am Herzen liegt. Im Grund ist es ihr egal, wie es ihrer Tochter geht, wenn sie in ihrer kleinen Welt einfach recht haben will – denn das geht ihr über alles.

Wir sagen dem verblüfften Stefan auf den Kopf zu, wie Claudias Reaktion auf Stefans Anliegen ist: Sie hat auf alles eine Antwort, sie hat immer recht, egal, wie blödsinnig und rücksichtslos ihre Ansichten und Argumente sein mögen, und tatsächlich, letztlich hat sie jedes mal recht, per Gesetz und Justiz nämlich, denn die stehen tatkräftig hinter ihr, auch, wenn sie gerade ihrem Kind schadet.

Claudia ist eine jener Mütter, die seit der Trennung „endlich Selbstbewusstsein“ spürt. Warum? Jetzt, endlich, tun alle, was sie sich in den Kopf setzt, und sie hat in allem Recht, das sie von sich gibt. Vermutlich fühlt sie sich nun als „starke Frau“, die brillant argumentiert und nahezu allwissend ist. Schließlich geschieht immer, was sie will. Es muss an ihr und ihrer neugewonnenen Stärke liegen, ja…

Warum schreiben wir das? Damit Sie verstehen: Mit so einer Mutter ist eine Diskussion sinnlos, erst recht, wenn es um das Wohl des Kindes geht. Was verstehen Sie denn davon, Sie Vater, Sie?

Hatten Sie schon einmal einen richtig schlechten und charakterlosen Chef? Einen, der immer alles besser weiß, darauf beharrt, dass er recht hat, und wenn es schiefgeht, sollen Sie es noch dazu gewesen sein, der es verbockt hat? Sehen Sie, wir kommen der richtigen Sichtweise näher.

Was machen Sie, wenn Ihnen so ein Chef vorgesetzt wird? Er hat die Macht und entscheidet über wichtige Sachverhalte, die Sie dann auszubaden haben. Diskussionen mit ihm sind sinnlos. Wenn er keine Ahnung hat, behauptet er einfach Unsinniges und beharrt darauf, dass er recht hat.

Gut, jetzt haben wir ein vergleichbares Verhältnis beschrieben. Gehen wir weiter: Was machen Sie, wenn Sie so einen Vorgesetzten bekommen? Diskutieren Sie jeden Tag aufs Neue mit ihm? Nicht doch! Sie werden irgendwann den Mund halten, sich das Unvermeidliche seiner Ausflüsse anhören und währenddessen Ausschau halten. Eines Tages werden Sie wortlos kündigen. Und wenn dann Ihr Chef fassungslos ist, werden Sie ihm nicht einmal erklären, warum sie ab jetzt nicht mehr machen, was er von Ihnen will, denn noch eine Diskussion tun Sie sich nicht an. Sie lassen den Fassungslosen stehen, der gerade begreift, dass er keine Macht mehr über Sie haben wird.

Sehen Sie, Stefan: Beate zuliebe können Sie sich diese Mutter antun, solange Sie es gerade noch ertragen und vor allem, bis die Zeit soweit ist. Dann beenden Sie diese Notlage und setzen eine neue, bessere Situation durch, mit allen Konsequenzen, und vor allem: Erst recht wieder ohne mühselige Diskussionen. Details bleiben unter uns.


Männerservice-Report #115, veröffentlicht am 4. September 2018

Betroffene
Vater: Stefan Fürle*
Kind: Tochter Beate*, fast 2,5 Jahre
Verwandte: väterliche Großeltern

In der Verantwortung
Claudia*, Mutter des Kindes
österreichisches Familienrecht

Ort und Zeitraum:
Tirol, Frühjahr 2018

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