Papa, ich habe keine Angst vor Dir.

Auf einmal nannte er Emil* «Papa»! David* ist Ulrikes* Sohn aus einer früheren Beziehung, und Emil hat das Kind genau so liebevoll angenommen, wie er sich über seine Tochter Hanna* von Herzen gefreut hatte. Doch diese Erinnerung an den freudigen Glauben auf eine gemeinsame, schöne, familiäre Zukunft schmerzt Emil heute mehr denn je.

So sehr er die schöne Seite an Ulrike kennengerlernt hatte, weiß er heute, wie schnell sich Ulrike drehen kann. Er hat beide Seiten zugleich erlebt, es war ihm damals nur nicht bewusst.

War er vor ein paar Jahren noch der beste, liebevollste und fürsorglichste Mann, von dem Ulrike geschwärmt hatte, so sehr war Emil damals schockiert über das kalte, grobe und sogar gewalttätige Monster eines Exmannes, von dem Ulrike immer wieder, erst nur in betroffenen Andeutungen, und nur auf Nachfrage schockierend konkreter werdend, unter Zittern und Tränen erzählt hatte.

Doch über Emil spricht jetzt Ulrike genau so schlecht, und der Nächste wird ebenso betroffen mitfühlen, wie dies Emil getan hatte.

Vor zwei Jahren, schildert Emil, begannen die Vorwürfe. Zu wenig Geld bringe er, sogar zu wenig Sex böte er plötzlich, so drangsalierte ihn Ulrike. An die schlaflosen Nächte unter diesem Dauerdruck kann er sich erinnern, und daran, wie viel Kraft es gekostet hatte, die Nerven zu behalten, wenn er Tag für Tag deutlicher gespürt hat: Woran er geglaubt hat, das bricht jetzt auseinander: Seine Familie, das Wichtigste im Leben.

Rückblickend weiß Emil: Als Ulrike im Streit auf ihn einzuschlagen begann, war bereits nichts mehr zu retten. Nach langen, quälenden Monaten und zahllosen Eskalationen packte Ulrike schließlich Koffer und Kinder und zog ins Frauenhaus, wo sie ungeprüft als „Gewaltopfer“ galt und die Kinder von ihm fernhalten konnte. Das Einzige, das ihn noch mit seiner Frau zusammengehalten hatte, der Alltag mit den Kindern, war nun Geschichte.

Von einem Tag auf den anderen wurden Emil die Kinder wie aus dem Herzen gerissen. David wird er wohl nie mehr wiedersehen. Dem Kind wurde bereits zum zweiten mal der Vater geraubt. Wenigstens die Beziehung zu seiner leiblichen Tochter, Hannah, will er retten.

Die einzige Chance für einen Vater, wenn eine Mutter die Entfremdung des Kindes unter Gewaltvorwürfen betreibt, ist die Besuchsbegleitung. Dort, in den wenigen Stunden im Monat, lebt die innige Vater-Tochter-Beziehung auf, als ob nichts gewesen wäre.

Emil erfährt von Hannah, wie sehr Ulrike auf die Kinder einhämmert, welch gewalttätiges Monster er doch sei.

Dann flüstert das Kind seinem Vater herzzerreissend zu: «Papa, ich habe keine Angst vor Dir.»

Ulrike hat noch ein sehr großes Stück Arbeit vor sich: Hannah liebt ihren Vater immer noch so sehr, dass sie es nicht und nicht geschafft hat, die Beziehung ihres Kindes zum eigenen Vater zu zerstören. Wir helfen Emil dabei, dass Ulrikes Bemühungen scheitern, und sind gespannt darauf, wann Ulrikes nächster Ex bei uns sitzen wird.


Männerservice-Report #194, veröffentlicht am 17. März 2020

Betroffene
Vater: Emil Schugg*
Kinder: David*, 10 Jahre, und Hannah*, 4 Jahre

In der Verantwortung
Ulrike* Mutter der Kinder
österreichisches Gewaltschutzsystem und Familienrecht

Ort und Zeitraum:
Vorarlberg, November 2019

 

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