Nicht einmal den Strick kann ich mir leisten.

Werner Wendler spricht leise und gedrückt, als er seine Not schildert. Sein Einkommen als Pfleger ist ebenso unterdurchschnittlich, wie die Arbeitsbelastung überdurchschnittlich ist.

Jahr für Jahr habe sich Schulden angesammelt, bis zum Tag, als sie ihm über den Kopf gewachsen sind. Der Privatkonkurs war nicht mehr zu verhindern. Zur finanziellen, existenziellen Krise gesellt sich schnell die Beziehungskrise, und bald will seine Tanja ihren notleidenden Partner nicht mehr. Stattdessen will sie Unterhalt, so viel, dass Werner nichts zum Leben mehr bleibt.

Daher braucht Werner Rat und Hilfe. Für einen Mann mit Unterhaltsverpflichtungen bleiben nur die unabhängigen Stellen wie der Männerservice.

Seine Söhne aus geschiedener Ehe haben immerhin Verständnis: Er kann sich mit ihnen auf einen geringen Betrag einigen, den er aus seinem nicht pfändbaren Resteinkommen bezahlt. Doch Tanja stellt klar: Sie will den «gesetzlichen» Unterhalt. Das ist der Maximalbetrag, der Werner genommen werden darf, an seinem Einkommen gemessen – ohne Rücksicht auf seine Überschuldung.

Daher sitzt Werner jetzt endgültig in der Falle. Noch schläft er auf Tanjas Couch, immer wieder unter Anfeindungen. Dafür bezahlt er mehr als den Unterhalt für Simon, einen Zusatzbetrag fürs Wohnen, so unzumutbar dieses Wohnen für ihn sein mag.

Werner will weg, doch wohin? Draussen ist es kalt geworden. Alle Sozialunterkünfte sind voll, er hat sich schon überall erkundigt. An eine Wohnung ist gar nicht zu denken. Gerade wegen seines Privatkonkurses verlangen Vermieter Sicherheiten, welche sich Werner niemals leisten kann.

So bleibt Werner nur der Schlafplatz auf seiner Couch, auch, wenn Tanja mittlerweile droht, ihn jederzeit, wenn sie nur will, wegweisen zu können. Die Polizei wirft ihn ohne Federlesen und Mitgefühl in die Kälte, weiß Tanja um die Zauberkraft einer Gewaltunterstellung in Österreich.

Uns gegenüber tröstet sich Werner nur mehr mit Sarkasmus, ob seiner Armut. «Das gute an der Sache ist, dass ich mir nicht einmal den Strick leisten kann», bleibt ihm ein letzter Rest Humor.

Wenigstens erfährt Werner bei uns zum ersten mal, wie hoch denn überhaupt der Kindesunterhalt wäre, sollte er Tanjas Wohnung zu verlassen haben, und er weiß, wohin er sich bei Fragen wenden kann.

Sollten Sie in Wien leben, können Sie an dieser Stelle tätig werden. Helfen Sie mit, eine Unterkunft für Werner zu finden!


Männerservice-Report #135, veröffentlicht am 22. Januar 2019

Betroffene
Vater: Werner Wendler*
Kinder: Ein volljähriger Sohn, Ein Sohn in der Lehre,  Sohn Simon*, 5 Jahre

In der Verantwortung
Tanja*, Simons Mutter
österreichisches Unterhaltsrecht

Ort und Zeitraum:
Wien, Dezember 2018

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