Entfremdung vom Vater – gut fürs Kind?

Tim Fürst meldet sich spät, viel zu spät. Lange, so erkennt er heute, hat er den falschen Menschen vertraut, denn er dachte: Ein Jugendamt weiß, was gut für Eltern und Kinder in Trennungssituationen ist. Nun glaubt er, mit uns: Vielfach ergreift es einfach volle Partei für die Mutter. Die schönen Worte sind Kosmetik und Fassade.

Sieglinde hat Tim ihren gemeinsamen Sohn sofort nach der Trennung so gut wie möglich vorenthalten. Seine Frau Maria hat mit Tim mitgelitten, denn allzu leicht war erkennbar: Sieglinde will bloß das Kind an sich alleine binden, an niemand anderen, und schon gar nicht eine gute Vater-Kind-Beziehung zulassen. Tim ist, als Vater ihres Sohnes, der größte Rivale in ihren Augen.

Tim sucht bei der Jugendwohlfahrt Hilfe, denn er ist überzeugt: Hier sind Fachleute, welche wissen, was zu tun ist. Doch die Jugendwohlfahrt hört ihn nicht einmal an. Sie sieht einfach keinen Anlass zu handeln.

Die Zeit wird es schon richten. Wichtig ist erst einmal, dass, ach, wie kennen wir die Floskeln: „Dass Ruhe einkehrt“, oder „Dass sich die Lage abkühlt“, wie auch immer der Weg in die Entfremdung ausgedrückt wird, jedenfalls: Dass Zeit vergeht.

Zeit ist jedoch entscheidend. Mit jedem Tag, mit jedem Monat, in dem der Kontakt abgerissen ist, kann eine Vaterentfremderin das Kind scheibchenweise aufhetzen, über viele kleine Andeutungen den Vater schlechter und schlechter darstellen und dabei selbst noch diejenige spielen, welche „ja nichts Schlechtes sagen will“… und es doch tut, klar und kühl geplant hinter dem Schleier der Krokodilstränen.

Nicht zuletzt, weil die Jugendwohlfahrt es geschafft hat, den Vater ruhig zu stellen, geschieht das Unvermeidliche:

Jetzt ist Alfred Fürst ein erwachsener Mann. Mit seinem Vater spricht er nicht. Er beleidigt ihn nur, so abfällig und bösartig er kann. Nicht nur dabei ist er seiner Mutter ein guter Sohn geworden: Natürlich will er jetzt selbst mehr, noch mehr Unterhalt. Dabei verweigert er jedoch seinem Vater die Auskunft, ob er überhaupt noch in einer Ausbildung oder bereits selbsterhaltungsfähig ist.

Noch ein einziges Mal vertraut Tim Fürst einer Amtsperson im Familienrecht: Rechtspfleger sind zuständig für Unterhaltsfestsetzungen, und dieser erzählt ihm: Er könne nichts machen, wenn Alfred keine Auskunft über seine Selbsterhaltungsfähigkeit gibt.

Endlich ruft Tim beim Männerservice an und lässt diese Aussage überprüfen. Wir erzählen ihm von zwei Möglichkeiten, natürlich zum Einen die Wahl eines guten Anwalts, zum Anderen jedoch die Selbsthilfe, die jedem Menschen vor Österreichs Justiz offen steht. Wenigstens dieser Rechtspfleger sollte Tim nicht mehr mit falschen Auskünften abfertigen.

Männerservice-Report #75, veröffentlicht am 28. November 2017

Betroffene
Vater: Tim Fürst*
Kind: Alfred Fürst*, jetzt 19 Jahre alt
Maria*, Tim Fürsts Ehefrau

In der Verantwortung
Sieglinde*, Mutter von Alfred
Jugendwohlfahrt
Rechtpfleger am Bezirksgericht

Ort und Zeitraum:
Niederösterreich, August 2017

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