Bis auf 300 Euro gepfändet

Bis auf 300 Euro gepfändet

Boris ist mittlerweile Invaliditätsrentner. Seit 15 Jahren haben die seelischen Belastungen um seine Tochter an ihm genagt, bis er schließlich berufsunfähig geworden ist.

2001 hat seine damalige Frau, die sich gerade von ihm scheiden gelassen hat, mit der zweijährigen Tochter ihr gemeinsames Heimatland Bulgarien verlassen. Wohin, hat sie Boris einfach verschwiegen.

Viele lange, verzweifelte Jahre hat Boris sein Kind nun in der ganzen Welt gesucht. 2010 ist er endlich in Linz fündig geworden. Doch die Erleichterung war verfrüht: Seine Tochter ist nun von ihm entfremdet. Was die Mutter alles über ihn erzählt haben mag, wird er nie erfahren. Kurz hatte Boris Besuchsbegleitung durchgesetzt, doch diese hat die Mutter nur unter schikanösen Auflagen zugelassen, nicht einmal bulgarisch durfte er, unter strenger Überwachung, mit seiner Tochter sprechen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Besuchsbegleitung nicht mehr funktioniert hat.

Boris geht es wie zahllosen Vätern, deren Kinder entfremdet sind: Er hatte nie eine Chance.

Boris‘ ehemalige Frau hat in Österreich schnell wieder geheiratet. Seine Tochter hat nun einen österreichischen Namen und einen „neuen Vater“. Nichts mehr soll sie an Boris erinnern. Dieser erfährt, dass die heranwachsende, in einem schwierigen Alter befindliche junge Frau massive schulische Probleme hat, doch Boris darf ihr nicht helfen.  Er kann schreiben, wohin er will und anrufen, wen er will, er stellt nur fest, dass ihn die Nöte seiner Tochter nichts angehen sollen.

Und, doch, wie zumeist bei entsorgten Vätern, ganz vergessen hat ihn die Mutter seines Kindes nicht, natürlich nur, wenn es um das Geld geht:

Der Arm des österreichischen Gesetzes reicht plötzlich weit, wenn es um Unterhalt geht. Boris‘ Einkommen wird gepfändet, und mit dem beschämenden Argument, dass Boris in einem günstigen Land wohne, lässt die Republik Österreich dem Bulgaren nur mehr 300 Euro pro Monat zum Leben.

Welche Odyssee Boris durchgelebt hat, interessiert beim Pfänden des Unterhalts niemanden.

Männerservice-Report #18, veröffentlicht am 25. Oktober 2016

Betroffene
Vater: Boris N
Kind: Tochter, mittlerweile 17 Jahre
Großeltern

In der Verantwortung
Mutter des Kindes
österreichische Politik
bulgarisches und österreichisches Rechtssystem

Ort und Zeitraum:
seit 2001, in Sofia (Bulgarien) und Linz

Nachträgliche Anmerkung: Der Betroffene wünscht die volle Veröffentlichung seines Namens. Hinter dem Pseudonym Boris N. steht Nikolai Zhelyazkov. Augenblicklich bleiben ihm sogar nur 190 Euro monatlich.

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