Nur ein Gitter trennt uns

Nur ein Gitter trennt uns

Einen meiner Wien-Besuche vergesse ich aufgrund dieser Geschichte nicht:

Robert fährt mich in seinem Auto durch die Stadt. Als wir einen hohen Gitterzaun passieren, weist mich Robert darauf hin und erzählt:

„Hinter diesem Zaun liegt der Kindergarten meiner Tochter. Ich darf mein Kind nicht sehen, nur weil ihre Mutter blanken, bösen Hass auf mich in sich trägt.

Meine Tochter spielt hier oft im Garten, der für mich auf dem täglichen Fußweg liegt. Wenn sie mich hinter dem Zaun vorbeigehen sieht, läuft sie sofort freudig auf mich zu und lacht mich an. Sie will mit mir sprechen, mit mir spielen. Doch ihre Mutter hat ihr und den Kindergärtnerinnen verboten, dass sie mit mir Kontakt aufnehmen darf.

So bleibt meine Tochter bei mir am Zaun stehen und freut sich, mich zu sehen. Die Kindergärtnerinnen wissen Bescheid, doch sie sind in einer Zwickmühle. Lassen sie zu, dass meine Tochter bei mir stehen bleibt, macht ihnen die Mutter die Hölle heiß.

So locken sie mein Kind, trotz meiner Gegenwart von mir weg: „Willst Du lieber drüben spielen, bei den anderen Kindern?“ Doch meine Tochter bleibt entschlossen: „Ich bleibe lieber hier beim Papa“, und einmal flüstert sie: „Ich wünsche, alles wird wie früher“, schließt Robert seine herzzerreißende Geschichte.

Das Leid für Robert und seine Tochter ist noch lange nicht zu Ende. Später erwirkt Robert, sie wenigstens in der Besuchsbegleitung zu sehen, doch ihre Mutter übt unerträglichen Druck auf sie aus. Alles, was Robert tut, was er ihr an Geschenken und Liebe gibt, zieht ihre Mutter nachher in den Schmutz. Der Kinderbeistand weiß: Roberts Tochter will ihn sehen. Doch sie wehrt sich schließlich selbst willfährig gegen den Kontakt zu ihrem Vater, nur weil der Druck der Mutter unerträglich ist –  und niemand stellt die Mutter zur Rede, niemand zieht sie zur Rechenschaft!

So bleibt es Robert nur, zu hoffen: Darauf, dass seine Tochter diese schwere Zeit übersteht, aus der er ihr nicht helfen darf, und darauf, dass sie eines Tages den Weg zu dem liebevollen Vater, an den sie sich erinnern wird, wieder findet.

Jedes Mal, wenn ich seitdem an diesem Gitter in Wien wieder vorbeifahre, spüre ich denselben Stich wie damals, und gleich darauf großen Tatendrang. Daher helfen wir durch den Männerservice mit, sich abzeichnende Entfremdung erst gar nicht aufkommen zu lassen, damit nicht das nächste Kind seinen Vater nur hinter einem Gitter sieht, wie einen Verbrecher!

Männerservice-Report # 21, veröffentlicht am 15. November 2016

Betroffene
Vater: Robert Müller
Kind: Tochter, damals 5 Jahre

In der Verantwortung
Mutter des Kindes

Ort und Zeitraum:
Wien, seit 2010 andauernd, bis jetzt

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